Hohe Wählerbindung für Grüne

■ Bei ihrer Fraktionsklausur befaßten sich die grünen Abgeordneten in Wörlitz mit Arbeitsmarkt- und Finanzpolitik, aber auch mit Daten über die grüne Wählerschaft

Die bündnisgrüne Fraktion im Abgeordnetenhaus hat bei ihrer Klausurtagung in Wörlitz Beschlüsse zur Jugendarbeitslosigkeit, zur Arbeitszeitverkürzung im öffentlichen Dienst und zum Verkauf von Landesvermögen gefaßt. Der vom Senat beschlossene Personalabbau im öffentlichen Dienst sei nur mit Arbeitszeitverkürzung zu bewältigen, erklärte Fraktionssprecher Matthias Tang. Durch Personalfluktuation allein sei dies nicht zu schaffen. Auch die Grünen sind gegen betriebsbedingte Kündigungen.

Die Fraktion befaßte sich auch mit einer Forsa-Untersuchung zum grünen Wählerpotential. Auf zwölf Prozent schätzen die Meinungsforscher das grüne Wählerpotential in Berlin. Im Bundesgebiet liegen die Grünen nur bei sechs Prozent. Wie Forsa-Chef Manfred Güllner erläuterte, schöpfen die Grünen ihr Wählerpotential in Berlin sehr gut aus. Wenn am Sonntag Wahlen zum Abgeordnetenhaus wären, erhielten die Grünen 17 Prozent und würden damit drittstärkste Partei. Die SPD erhielte 30 Prozent der Stimmen, die CDU läge mit 29 Prozent auf dem zweiten Platz. Die PDS bekäme 13 Prozent der Stimmen. Der Zugewinn der SPD wird allerdings dadurch relativiert, daß ein Teil der CDU-Wähler ins Lager der Unentschlossenen und Nichtwähler abgewandert ist. 1994 gelang es der CDU, diese Wähler kurz vor der Wahl zurückzugewinnen.

Für die grüne Wählerschaft ist die Arbeitslosigkeit das wichtigste Thema, gefolgt von Verkehrs- und Sozialpolitik. In sozialen Fragen und Familienpolitik wird den Grünen eine hohe Kompetenz bescheinigt. Die politische Prioritätensetzung der grünen Wählerschaft weist deutliche Parallelen zur PDS-Wählerschaft auf. Am höchsten ist die Überschneidung bei der Sozialpolitik (73 Prozent).

Zur Hauptwählergruppe der Grünen gehören die 30- bis 44jährigen. Überraschend hoch ist der Anteil von Selbständigen, die grün wählen: Mit 24 Prozent der Wählerschaft liegt er doppelt so hoch wie bei der CDU. Bei den grün- orientierten Selbständigen handle es sich zum Teil um Fahrradläden, selbstverwaltete Cafés und Kollektive, erläuterte Fraktionssprecher Tang. Die Bindung der Grünen- Wähler an die Partei liegt mit 54 Prozent recht hoch. SPD und CDU erzielen ebenfalls Werte zwischen 50 und 60 Prozent. Bei der Wählerbindung erzielt die PDS mit 85 Prozent den Spitzenwert.

Eine hohe Überschneidung gibt es auch zwischen der grünen Wählerschaft und der taz-Leserschaft: für 54 Prozent der Grün-Wähler ist die taz die bevorzugte Zeitung. Dagegen greifen nur zehn Prozent der PDS-Wähler zur taz. win