Nur jede fünfte Firma bildet aus

■ Grüne: Firmenaufträge an Ausbildungsleistungen koppeln

28.000 junge Berliner unter 25 Jahren haben keine bezahlte Arbeit. 22 Prozent der Jugendlichen haben keinen Arbeits- oder Ausbildungsplatz, in Kreuzberg sind es sogar 35 bis 40 Prozent. Doch bilden nur noch 21 Prozent aller Berliner Betriebe aus. Etwa 4.000 Jugendliche dürften offiziell in diesem Jahr bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz leer ausgehen. Dazu kommen nach Schätzungen des DGB 12.000 erfolglose Bewerber aus dem letzten Jahr sowie 8.000 junge Leute in berufsvorbereitenden Maßnahmen. Doch die Statistiken unterschlagen die Jugendlichen, die aufgegeben haben, kritisierte gestern die bündnisgrüne Fraktionsvorsitzende Sibyll Klotz.

Die Arbeitsmarktexpertin stellte gestern die Sofortmaßnahmen gegen Ausbildungsplatznot vor, die die grüne Fraktion bei ihrer Klausurtagung in Wörlitz beschlossen hat. Der Senat soll bei der Vergabe öffentlicher Aufträge die Ausbildungsleistung von Unternehmen als verbindliches Kriterium berücksichtigen. Zudem solle der Senat prüfen, ob die Vergabe von Wirtschaftsfördermitteln an die Bereitstellung von Ausbildungsplätzen gekoppelt werden könne. Betriebe, die sich der Ausbildungsverpflichtung stellen, sollen nach den Vorstellungen der Grünen in einer „positiven Imagekampagne“ vorgestellt werden. Damit könnten Käufer und Auftraggeber gezielt Ausbildungsbetriebe unterstützen.

Klotz forderte auch die Senatsverwaltungen und Bezirke auf, mehr Jugendliche auszubilden. Auch wenn nicht alle im Anschluß an die Ausbildung übernommen werden könnten, hätten sie mit einer kaufmännischen Ausbildung mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt als ohne. Klotz kritisierte, daß viele Bezirke unter einer Ausbildungsquote von vier Prozent blieben. Hier könne ein verwaltungsinternes Umlageverfahren zur Finanzierung der Ausbildung erprobt werden. Außerdem solle sich der Senat im Bundesrat für die Einführung der Umlagefinanzierung einsetzen – danach müssen Unternehmen, die nicht ausbilden, in einen Fonds einzahlen.

Nach dem Kölner Modell sollen Unternehmen von Immigranten zur Ausbildung von Lehrlingen befähigt werden. Bislang verfügen nur die wenigsten der nichtdeutschen Gewerbetreibenden über die notwendige Ausbildungseignung. Diese könne in Lehrgängen erworben werden, so Klotz. Allein die Zahl der türkischen Gewerbetreibenden wird auf 5.000 geschätzt. Hier gebe es noch ein erhebliches Ausbildungspotential. Ausbildungswillige Betriebe könnten sich auch zu einem Verbund zusammenschließen. win