Aber bitte mit Maike

Kult, Trash und Bettenauslastung: In Timmendorfer Strand ehrt man Beachvolleyballer wie Udo Jürgens  ■ Von Nina Klöckner

Timmendorfer Strand (taz) – Es war wie immer. La ola klappte vorwärts und rückwärts, in Zeitlupe und in Höchstgeschwindigkeit. Udo Jürgens' bewährte Melodien quollen aus den Lautsprechern, 6.000 Menschen tanzten zu seinen Zeilen und beklatschten jeden erfrischenden Wasserstrahl genauso euphorisch wie geniale Ballwechsel. So ist es in Timmendorfer Strand, jedes Jahr ein Wochenende lang, Ende August, wenn die Beachvolleyballer dort ihre deutsche Meisterschaft feiern.

Nicht umsonst haben die Macher der Masters-Tour das große Finale zum fünften Mal hintereinander hier ausgetragen. Kurdirektor Volker Popp freut sich immer mächtig, weil „alle 12.000 Betten in Timmendorf seit langem ausgebucht sind“. Wer kein Bett mehr bekommen hat, schlief im Auto oder im Strandkorb. Sogar das freut Popp, weil die Szene Menschen anlockt, die ihren Urlaub sonst nicht unbedingt in einem kleinen Ort an der Ostsee verbringen würden. „Wir müssen an die Urlauber von morgen denken und uns ein jugendliches Image verpassen“, sagt er.

Mit den Beachvolleyballern scheint er die richtigen Partner gefunden zu haben. Es ist erstaunlich: Selbst bei der Eröffnungsfeier lauschen mehrere tausend Zuschauer den langweiligen Reden der Stadt- Prominenz. Die Sportler selbst genießen die drei Tage besonders, weil sie in Timmendorf wie Popstars verehrt werden. Deswegen will auch keiner auf den Auftritt an der Ostsee verzichten. Der europäische Verband (CEV) lud am gleichen Wochenende zur Beachvolleyball-Europameisterschaft nach Italien. Aber selbst die Nationalteams Maike Friedrichsen und Danja Müsch sowie Jörg Ahmann und Axel Hager zog es nach Timmendorf. Als Belohnung gab es für beide den Titel.

„Es ist einfach unglaublich hier“, sagte Jörg Ahmann nach dem Gewinn seiner vierten Meisterschaft. Und daß sie im nächsten Jahr alle gerne wiederkommen. Das ehrt die Menschen auf den Tribünen, zeigt aber vor allem, welchen Stellenwert die deutsche Serie inzwischen hat. 2,8 Millionen Mark lassen sich die vier Hauptpersonen die Masters-Tour jährlich kosten. Mehr Geld fließt im Beachvolleyball nur noch in den USA. 520.000 Mark konnte Tour- Manager Frank Mackerodt in diesem Sommer unter den Beachvolleyballern verteilen.

Eine ganze Menge Geld, „mit der wir die Sportler dazu gebracht haben, auch viel zu trainieren“, sagt Mackerodt. Das Niveau ist erneut deutlich gestiegen. Vor allem das Männer-Duo Ahmann/Hager mußte hart kämpfen, um weiter die Nummer eins zu bleiben. „Die anderen Mannschaften haben uns alles abverlangt“, sagte Ahmann. In den ersten Jahren diente Beachvolleyball mehr als sommerlicher Zeitvertreib für die Hallenspieler. Inzwischen gibt es immer mehr Volleyballer, die auch im Winter nicht mehr in die Halle zurückkehren. Bei den Männern haben sich schon drei Teams ganz dem Sand verschrieben, bei den Frauen sind Müsch und Friedrichsen bisher die einzigen. Dafür lohnt es sich für die beiden besonders. Ein amerikanischer Sportartikel-Multi zahlt in den nächsten vier Jahren eine Million Mark, damit die beiden in seinen Klamotten durch den Sand springen.

„Es gibt im europäischen Volleyball keinen höherdotierten Vertrag“, sagt Klaus Kärcher, Manager der beiden Münsteranerinnen. Für die deutsche Meisterschaft ließ der Sponsor extra Kappen mit ihren Autogrammen anfertigen. Die Medienpräsenz der beiden ist für Volleyballer einmalig. Selbst das Handelsblatt ließ sich zu einer Geschichte hinreißen. Wie weit der Boom der jungen Sportart noch führen wird, weiß keiner.

Soviel ist sicher: Auch im nächsten Jahr wird Beachvolleyball in Deutschland keinen Eintritt kosten. Das hat Mackerodt zugesichert. Die nächste Party in Timmendorf ist also gesichert. Daß es bis dahin auch mehr Betten gibt, konnte Volker Popp allerdings nicht versprechen.