Wirtschaftlich vermitteln

■ Senat will mit MoVes-Modell Arbeit fördern, um Sozialhilfe zu sparen

Wenn der Sachbearbeiter im Bezirksamt Jobanzeigen studiert, um Stellen für Sozialhilfeempfänger zu finden, ist das Engagement. Wenn er dann noch die Hilfeempfänger zu sich bestellt und sie bittet, bei den Firmen anzurufen, ist das „MoVes“, der Hamburger Modellversuch für effektive Sozialhilfe. 1465 Jobs haben die SachbearbeiterInnen auf diese Weise bereits vermittelt – an Menschen, die länger als ein halbes Jahr Sozialhilfe bekommen hatten.

Die Stadt spart dadurch in diesem Jahr rund sechs Millionen Mark. „Angestrebt sind zehn Millionen“, erklärte gestern Bezirkssenator Thomas Mirow. Der SPDler präsentierte dem Senat eine Zwischenbilanz des Modellprojektes. „Die Sozialhilfeempfänger bekommen bessere Unterstützung“, freute er sich. Und „die Sachbearbeiter beginnen, wirtschaftlicher zu denken“. Hat doch das Senatsamt für Bezirksangelegenheiten eigens eine Unternehmensberaterin engagiert, um die Vermittlungsergebnisse auszuwerten.

Der Senat war begeistert. Er will das Modell 1998 weiterführen. Dann heißt es: Alle Mitarbeiter zurück auf Anfang. Wie in diesem Jahr sucht sich jeder vier HilfeempfängerInnen aus, die er besonders engagiert betreuen will. Bisher wählten die Sachbearbeiter bevorzugt Männer um die 35. Weil die leichter Arbeit finden? „Wir verlassen uns da auf die Sachkenntnis der Mitarbeiter“, erklärte Mirow.

Andere ehemalige Stadt-MitarbeiterInnen gehören künftig zur Siemens-AG. Gestern hat der Senat entschieden, einen Teil des MAZ (Mikroelektronik Anwendungszentrum) an die Münchner Firma zu verkaufen, und zwar die Breitband-Elektronik. Sie wird beispielsweise für Notrufsäulen und Video-Überwachung in Bahnstationen benutzt. Siemens und die Stadt gründen in Hamburg eine neue Gesellschaft mit zunächst 50 Angestellten, versprach Wirtschaftssenator Erhard Rittershaus (parteilos) gestern. 15 Prozent dieser GmbH sollen der Stadt gehören. Wieviel Hamburg für den Verkauf einstreicht, wollte er nicht verraten. „Einen Betrag in zweistelliger Millionenhöhe, mehr sage ich nicht“.

Judith Weber