Sind Sie glücklich?
: „Berufsleben ist eigentlich nicht das Wahre“

■ 11 Uhr, Wittenbergplatz. Der Bankfilialleiter Eckhardt Baumann hätte gern viel Geld, um auch mal Jobs zu machen, die er sonst nie machen würde

„Sind Sie glücklich?“ will die taz wissen und hört sich täglich um 11 Uhr abwechselnd auf dem Wittenbergplatz und dem Alexanderplatz um.

Der 44jährige Banker Eckhardt Baumann: Auf der einen Seite bin ich schon glücklich, auf der anderen nicht. Im Berufsleben gibt es eine gewisse Anspannung, die Anforderungen werden höher, das Personal wird weniger. Aber wahrscheinlich kriegt man nie alle Probleme vom Tisch. Glück ist, die nötige Gesundheit zu haben und die Aufgaben anzugehen, die man sich vorstellt. Man wird wahrscheinlich immer sagen, daß es einem besser gehen könnte. Wenn ich ein so dickes

Eckhardt Baumann

Bankkonto hätte, daß ich nicht mehr arbeiten müßte, würde ich nicht die Arbeit aufgeben. Aber ich würde auf Dinge reflektieren, die mehr Spaß machen als das, was man macht.

Berufsleben ist eigentlich nicht das Wahre. Man hat es sich mal ausgesucht, hat sicherlich auch viele Jahre Spaß gehabt. Aber irgendwann sagt man: und jetzt mal was anderes. Doch durch die Familiensituation ist das nicht gegeben. Ich kann doch jetzt nicht nach Hause gehen und sagen, ich habe keine Lust mehr. Mein Chef hätte vielleicht auch was dagegen, wenn ich sagen würde, jetzt machen wir mal fünf Wochen nichts. Dann hätte ich vielleicht hinterher noch etwas länger frei. Ich würde gerne mal Tätigkeiten machen, die ich sonst nie machen würde. Warum soll ich nicht mal Zeitungen verkaufen? Ich bin neulich mal nachts gefahren, und da stand einer und hat Zeitungen verkauft, in Shorts. Ich weiß nicht, was mein Chef sagt, wenn ich in Shorts komme. Ich bin bei einer Bank. Auf der anderen Seite habe ich mir überlegt, daß der arme Kerl auch im Winter da steht. Und da hätte ich dann überhaupt keine Lust dazu. Jetzt ist es so, daß ich Geld verdienen muß, die Familie will was zu futtern haben. Barbara Bollwahn

Heute stehen wir auf dem Alexanderplatz.