Sooo schlecht, sooo schlimm

■ Heike Makatsch, der in Peter Sehrs Beziehungsschwurbel Obsession die Hauptrolle angetragen wurde, über Liebe, alte Geschichten im neuen Gewand und über ziemlich tiefe Keller

Frau (Heike Makatsch) liebt zwei Männer (Charles Berling, Daniel Craig) und kann sich nicht entscheiden: Was für schöne Filme sich aus solchen Dreieckskisten zaubern lassen, zeigt immer noch und immer wieder Truffauts Jules und Jim. Möchtegern-Wenders Peter Sehr führt mit seiner Pseudo-Symbolik in Obsession leider nur unglaubwürdig pubertierende Heulsusen und verklemmte Nichtgefühle vor. Schade für Heike Makatsch, die sich mit Obsession von ihrem Girlie- und Komödianten-Image befreien wollte.

taz:War Obsession eine größere Herausforderung als Männerpension?

Heike Makatsch: Ich habe mit Obsession eine bewußtere Entscheidung getroffen als mit Männerpension. Dadurch fühle ich mich verantwortlicher für den Film und bin zum ersten Mal aufgeregt, ob er gut angenommen wird oder nicht.

Was gefiel dir am Drehbuch?

Das beste ist, wenn ich beim Lesen in das Drehbuch reingesogen werde. Das Buch von Peter Sehr war in der Auswahl, die ich bekommen habe, das allerallereinzige, das das gemacht hat. Alle anderen waren sooo schlecht, also sooo schlimm. Die haben sich gedacht, ah ja, sie war blond und hat gelispelt. Damit gehen wir jetzt in den Keller, so ganz tief runter, basteln das schlimmste Schema kommerzieller Stückelarbeit zusammen und schmücken es mit ein paar Namen. Als ob das was bringen würde.

Die Drehbücher waren auf dein Klischee zugeschnitten?

Glaube ich nicht. Es gibt eine Menge solchen Schund, wo sich doofe Frauen doof verhalten und doofe Sprüche ablassen und eine doofe Geschichte füllen. Die waren wohl der Meinung, daß ich da unheimlich gut zu passe.

Mit Obsession konntest du mehr anfangen?

Ja. Ich mochte den Versuch, zu zeigen, wie pur diese zwei Gefühle sein können. Da gibt es zwei Männer, die auf ganz unterschiedliche Art geliebt werden können von dieser einen Frau. Und die ist in dieser Beziehung auch nicht schuldig oder eine Betrügerin.

Eine richtige Lösung bietet der Film nicht.

Die Lösung ist ja die, daß sie beiden Männern sagt, hey, ich habe euch jetzt gezeigt, wie ich fühle und kann mich nicht krumm machen, so ist es halt. Und die Männer sagen, wir lieben sie aber beide und werden sie jetzt glücklich machen. Da gehst du nicht raus und denkst dir, danke für diesen tollen Tip. Das ist es eher eine laue Lösung

Das klassische Vorbild für den Film ist ja „Jules und Jim“.

Natürlich, diese Geschichte ist nicht neu. Man kann diskutieren, ob gerade das zerstörerisch ist, wenn man meint, daß einem ein Mensch alles Glück und alle Befriedigung geben muß. Wenn man eine Attraktion für einen anderen Menschen empfindet, verbietet man sich das. Oder man geht zu ihm, und die andere Beziehung bricht auseinander. Auf der anderen Seite: Wer will denn das? Man will sich doch in die Augen gucken und sagen: Das teilen nur wir. Das ist doch das, worum es in der Liebe geht. Alles andere ist doch faul.

Wirst du weiter Filme machen?

Ich hoffe weiter darauf. So ein Drehbuch gibt's nur einmal im halben Jahr, daß du denkst, ja, ruf da an, ich möchte so gerne, lade mich zum Casting ein. Wenn's klappt, bin ich natürlich überglücklich.

Willst du weiter fürs Fernsehen arbeiten, nachdem deine Show bei RTL 2 geplatzt ist?

Da waren viele Mankos in der Sendung, doch aus der hätte was werden können. Ich weiß aber nicht, was der Fernsehzuschauer sehen will, und Fernsehsender lassen sowieso nix zu. Deswegen habe ich gerade keine große Lust darauf.

In Obsession spielst du eine Musikerin. Wird es eine CD geben?

Mit Bela von den Ärzten habe ich gerade ein Video gedreht. Das Duett ist aber nicht der Film. Ich will keine Musikkarriere machen.

Wann hast du die letzte Nacht durchgetanzt?

Das ist schon so lange her. Ich tanze irgendwie nicht mehr. Es gucken immer alle...

Fragen: Marcelo Millot

Cinemaxx, Oase, Passage