Aktionäre für neue BLG-Struktur

■ Tochterfirmen unter Holding-Dach / 1998 Gewinne erwartet

Die Bremer Lagerhaus-Gesellschaft (BLG) darf als echtes Unternehmen in neue Zeiten aufbrechen. Gestern stimmte nach Senat und Bürgerschaft auch die Hauptversammlung der BLG Aktiengesellschaft von 1877 der neuen Struktur für Bremens Hafenumschlagsgesellschaft zu. Demnach werden ab dem 1. Januar 1998 handelsrechtlich selbständige Unternehmen für Container, Auto, Logistik, Stückgut sowie Technik und Datenverarbeitung unter dem Dach einer Holding in der Rechtsform einer AG & Co. arbeiten. Die BLG AG wird vollhaftender Komplementär und übernimmt die Geschäftsführung der Holding. Die Stadt bringt als Kommanditist 450 Millionen Mark an Sachanlagen ein.

Die neuen Tochterfirmen können frei Allianzen mit anderen Unternehmen eingehen. Sie sollen neben dem reinen Kajenumschlag weitere Dienstleistungen anbieten und auch außerhalb Bremens aktiv werden. Von dieser neuen Freiheit erhofft sich BLG-Chef Hans-Heinrich Pöhl Impulse, um die BLG, die seit 1992 Verluste einfährt, in die Gewinnzone zu führen.

Die Stadt entlastet die BLG von den Pensionslasten für ehemalige Mitarbeiter. 100 Millionen Mark werden in eine Unterstützungskasse fließen. Das Geld soll laut Häfensenator Uwe Beckmeyer (SPD) aus Privatisierungserlösen (Gewoba, Bremische, Landesbank) kommen. Weitere Vermögensverkäufe seien nicht notwendig.

Bei der BLG trage das mit einem massiven Personalabbau (von 3.000 Mitarbeiter Anfang 1997 auf 2.400 Ende des Jahres) gekoppelte Kostensenkungsprogramm erste Früchte, sagte Pöhl. Außerdem haben der deutsche Exportboom und der schwache Dollarkurs in den ersten sieben Monaten 1997 zu zweistelligen Wachstumsraten im Hafenumschlag geführt.

Das Risiko der BLG-Aktionäre – darunter neben der Bremer Sparkasse und Bremer Kaufleuten hält die Stadtgemeinde Bremen 50,4 Prozent – bleibe auch in der neuen Konstruktion gering, versicherte Pöhl. Bisher ist die BLG als Treuhänderin der Stadt für den Hafenumschlag tätig. Sie erhält dafür eine von der Umschlagsmenge abhängige Vergütung und zahlt keine Pacht für die Nutzung städtischer Hafenanlagen. Diese Konstruktion sorgte bisher dafür, daß die AG auch bei roten Zahlen der Hafenbetriebe sechs Prozent Dividende zahlen konnte. Für ihr Haftungsrisiko soll die BLG AG auch künftig einen Pauschalbetrag von der Holding-Gesellschaft bekommen, außerdem wird ihr die Geschäftsführung vergütet. jof