Mladić vom Volk verehrt

General Ratko Mladić, wie Ex-Serbenführer Radovan Karadžić per internationalen Haftbefehl gesuchter mutmaßlicher Kriegsverbrecher, ist abgetaucht. Zurückgezogen lebt Mladić im Dorf Han Pijesak, bewacht von einer Leibgarde. Dort züchtet er angeblich Schweine. In den letzten Monaten wurde er nur zweimal in der Öffentlichkeit gesehen: in Belgrad bei der Hochzeit seines Sohnes und diesen Sommer an der Küste Montenegros. Anders als Karadžić ist Mladić für die meisten Serben in Bosnien noch immer ein Held. Er gilt als ein mutiger Soldat, den die Politiker in Pale überrumpelt haben. Kaum ein Serbe in Bosnien würde es zulassen, daß man Mladić und Karadžić in einem Atemzug nennt. Noch 1992 hatte der General scharfe Kritik an der politischen Führung in Pale geübt und ihr vorgeworfen, mit dem Krieg schmutzige Geschäfte zu machen. Bis zum Äußersten ging er nicht, um die Einheit der bosnischen Serben nicht zu untergraben. Nach wie vor bewundert das Volk seinen General, der für die böse Welt einfach zu naiv war. Daß Mladić an den Massakern von Srebrenica beteiligt war, will niemand wahrhaben. Auch Fernsehaufnahmen sind für die bosnischen Serben kein Beweis.ai