Ermittler untersuchen Leo Kirchs Filmhändel

■ Staatsanwälte: Sein Sohn Thomas hat offenbar doch die Mehrheit an Pro7

Berlin (taz) – Eben sind alle Enthüllungen über die Finanzprobleme von Leo Kirch vergessen, da bekommt der Medienmagnat Probleme mit der Staatsanwaltschaft. Nachdem Schweizer Behörden am Wochenende drei Firmen durchsuchten (taz vom Montag), warten die Münchner Ermittler jetzt auf das sichergestellte Material.

Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt seit Dezember 1995 gegen den Konzernherrn, weil er zwischen 1989 und 1995 Steuern von über 400 Millionen Mark am Finanzamt vorbeigeschleust haben soll. Dabei geht es unter anderem um einen Deal von 1989, bei dem der in einer Finanzklemme befindliche Kirch einen Großteil seiner Filmrechte für 550 Millionen Mark an seinen Schweizer Partner Otto Beisheim verkauft hatte. Beisheim, der als Großaktionär des Metro/Kaufhof- Konzerns als einer der reichsten Männer Europas gilt, verkaufte die Filme kurze Zeit später für 1,6 Milliarden Mark an den Kirch-Sender Sat.1 und an das Kirch zugerechnete Pro7 zurück. Die Staatsanwälte unterstellen offenbar, daß bei der Transaktion Geld hauptsächlich Kirch zugeflossen ist.

Für Wirbel sorgte gestern ein Artikel der Süddeutschen Zeitung, obwohl er nur Altbekanntes widergab. Der Springer-Verlag sah sich veranlaßt, mitzuteilen, man habe alle Konflikte mit Kirch längst beigelegt. Die Ermittlungen gegen Kirch waren durch Springer- Klagen gegen Springer-Großaktionär Kirch ins Rollen gekommen. Springer hatte unter anderem argumentiert, Kirch habe Sat.1 den Beisheim-Ankauf aufgezwungen Springer ist Minderheitseigner bei Sat.1 und mußte so indirekt die teuren Filme mitbezahlen.

Aus den Ermittlungsakten wurde bekannt, daß die Staatsanwälte den Sender Pro7 für jene Zeit offenbar zu 97 Prozent Kirch- Sohn Thomas zurechnen – offiziell hatte er nur eine (erlaubte) Minderheitsbeteiligung. Medienkontrolleuren waren die entsprechenden Akten immer vorenthalten worden. Steuerermittler können im Gegensatz zu ihnen in Finanzamtsdaten einsehen. Berlins Medienkontrolleur Hans Hege: „Das Rätsel um Pro7 wäre zu lösen gewesen, wenn man nur zum Finanzamt München-Nord gegangen wäre.“ Lutz Meier