BSE-Kontrollen bringen fast gar nichts

In Belgien wurde wieder eine Rindfleisch-Exportfirma geschlossen. Doch der schlechte Informationsfluß und das nur spärlich gekennzeichnete Fleisch machen es den Schmugglern leicht  ■ Von Matthias Urbach

Berlin (taz) – Der Skandal um illegale Rindfleischexporte aus Großbritannien findet kein Ende: Erneut fällt der Verdacht auf eine belgische Firma. Gesundheitsminister Marcel Colla verbot Dienstag dem Fleischhändler S.A. Dierickx den weiteren Verkauf von insgesamt 200 Tonnen Fleisch. Veterinäre hatten auf dem Firmengelände in Zele bei Antwerpen Fleisch mit gefälschten Etiketten entdeckt. Vier belgische Firmen wurden bereits geschlossen.

Auch in Deutschland wurden erneut Hunderte von Labskaus- Dosen Marke „Zum Krabbenfischer“ aus dem Handel genommen. Sie wurden mit Fleisch von einem Hamburger Importeur hergestellt, auch dieses Rind stammt wahrscheinlich aus Großbritannien. Ob der Hamburger Importeur am Schmuggel beteiligt oder nur ein Opfer war, ist noch unklar. Der Fall flog auf, als am 5. August der französische Zoll über widersprüchliche Papiere stolperte.

Das NRW-Umweltministerium bemängelte den schlechten Informationsfluß: „Bislang wurden Informationen nur sehr langsam weitergegeben“, sagt Sprecherin Claudia Fasse. Daß das Fleisch aus Hamburg zuvor in Bochum umgeschlagen wurde, habe ihr Ministerium bis heute nicht offiziell erfahren.

„Das in Belgien ist schon wieder so ein Fall“, schimpft Fasse. Die belgischen Behörden forderten zwar dazu auf, europaweit nach einem bestimmten Stempel zu suchen, detaillierte Hinweise über die Handelsziele gibt es aber nicht. So können die Fleischlieferungen kaum rechtzeitig gestoppt werden.

Bei normalen Stichproben an Lkws fällt die Schmuggelware nicht auf: Die Kontrolleure können bloß die Frachtpapiere mit den Aufklebern auf den Fleischkartons überprüfen. Das Fleisch selbst ist auf minus achtzehn Grad gekühlt und müßte eineinhalb Tage auftauen – nach Überprüfung wäre die Ware ruiniert. Kontrollen sind daher nur im Verdachtsfall möglich. Noch schwerer wird die Sache, weil zwar die Rinderhälften im Schlachthof mehrfach gestempelt werden, das Fleisch aber oft zerstückelt gehandelt wird. Werden nur Ochsenschwänze und andere minderwertige Restteile gehandelt, sind gar keine Stempel vorhanden, die nachgeprüft werden könnten.

Dagegen soll eine neue Kennzeichnung helfen, die nicht nur bis zum Schlachthof reicht, sondern bis an die Ladentheke. Diese soll ab 2000 in der EU Pflicht werden. Bundeslandwirtschaftsminister Jochen Borchert (CDU) will die Kennzeichnung in Deutschland schon ab 1998 einführen. Doch grüne Politiker kritisieren, daß Wurst und Mischprodukte auch weiter nicht gestempelt werden.