CSU wird kleinmäulig

■ Generalsekretär der CSU beteuert, Personaldiskussionen meiden zu wollen

Berlin (taz/dpa) – Nun hat die CSU doch der Mut verlassen – und ist darüber zum Papiertiger geworden. Entgegen anderslautendem Getöse hat gestern Bernd Protzner, Generalsekretär der bayerischen Regierungspartei, angekündigt, den Strategiegipfel der Union am 4. September im oberbayerischen Kloster Andechs doch nicht zum Forum für eine Bonner Kabinettsumbildung zu machen.

„Das Thema ist im Gespräch zwischen den Parteivorsitzenden richtig aufgehoben“, so Protzner kleinlaut. Und, fast buckelnd vor den Bonner Größen der Union: „Die CSU hat kein Interesse daran, daß die Personaldiskussion öffentlich weitergeführt wird.“

Die Stellungnahme überrascht wenig, schließlich sortiert Bundeskanzler Kohl seit Montag sein Revier neu – mit deutlichen Hinweisen, den CSU-Wünschen nach Kabinettsumbildungen nicht folgen zu wollen. Ob die Beteuerung Protzners in der CSU aber überhaupt noch Gewicht hat, ist offen. Der CSU-Generalsekretär gilt als Vertrauter des Parteivorsitzenden Waigels – und der hat in seinem Land und in seiner Partei momentan wenig Fürsprecher.

Vorgestern soll Kohl auf einer Sitzung der CDU-Strategiekommission freimütig eingeräumt haben, daß seine Regierung sich in einer Krise befinde. Unter anderem soll er deutlich gemacht haben, daß er Edmund Stoiber als Nachfolger Theo Waigels auf dem Thron des CSU-Vorsitzenden nicht wünsche. Waigel rüffelte der Kanzler trotzdem: Seine öffentlichen Klagen über das Regierungspersonal erkannte Kohl als „extreme Dummheit“. Auch soll Kohl beklagt haben, daß die FDP an ihren Ministersesseln klebe und keinen Veränderungswünschen zugänglich sei.

Wörtlich soll der Kanzler, der seit längerem den FDP-Chef Wolfgang Gerhardt in die Kabinettsdisziplin zwingen möchte, verständnissuchend gefragt haben: „Soll ich denn mit dem Gabelstapler ins Dehler-Haus fahren und den Gerhardt da rausholen?“ JaF