Souveränes Saufen

Letzte Bezirksversammlung Altona: Statt Koalitionskrach gab's Sekt, Salat und Würstchen  ■ Von Heike Haarhoff

Einige Bezirksabgeordnete senken den Blick, andere gucken sich betreten an. „Die Verwaltung dankt Ihnen allen, die Sie um das Beste für die Altonaer Bürger gerungen haben“, verkündet ihnen Altonas Bezirksamtsleiter Uwe Hornauer (SPD). Und setzt noch eins drauf: „Was ich miterleben durfte, war geprägt von Souveränität.“

Lachen oder weinen? Holzhafen-Bebauung, Bezirkschefswahl, Zeise-Kinos, Volkspark-Arena und zuletzt der Elektromarkt an der Behringstraße – vier Jahre Rotgrün Altona, „keine Abbiegespur ohne Koalitionskrise“(eine GALierin), und jetzt, am Donnerstag, der 38. und letzten Sitzung der Legislaturperiode, diese Bilanz.

Weinen oder lachen? Saufen. Es gibt Freisekt fürs Bezirksparlament. Und Knackwürstchen. Und Kartoffelsalat. Als Entschädigung für vier Jahre Bezirksknatsch, „geprägt von Souveränität“.

Vor zwei Wochen hatte der grüne Fraktionschef Olaf Wuttke wegen des Elektromarkts die Koalition für beendet erklärt. Der eigene Kreisvorstand pfiff ihn zurück. Und jetzt? Kein Sterbenswörtchen darüber, die Koalition sei geplatzt. Keine wortreichen Anfeindungen. Nur Taten. Mit wechselnden Mehrheiten wird abgestimmt: GAL und CDU gegen die SPD, die sich Klassikkonzerte im Jenischpark wünschte. SPD-Fraktionschef Horst Emmel nimmt's gelassen: „Nach der Wahl kann neu diskutiert werden.“Und Verrat durch den Koalitionspartner? Woher denn. „Das war doch alles abgesprochen.“Und so genehmigt die SPD den Elektromarkt eben mit der CDU.

Die Opposition ist enttäuscht. Wo bleibt der mit Häme erwartete Koalitionskrach? Es hilft nichts, sie muß selbst stänkern: „Herr Wuttke, Sie haben doch keine Ahnung von Marktwirtschaft“(CDU). „Die Zeit schreitet an der grünen Ideologie vorbei“(Statt Partei). Da endlich stapft der bislang ungewohnt ruhig wirkende Wuttke zum Rednerpult, fragt, was er wohl von seinem Vorredner halten solle, „dessen Spitzenkandidat ein Exhibitionist ist“.

Lachen. Wieder Sekt. Und nach der Wahl? Emmel wirkt gequält: „Selbstverständlich würde ich noch mal mit der GAL koalieren.“Auch – „ja, auch mit Wuttke“.