Mit Fleischermesser von hinten bis vorne

■ „Nichts ist unmöglich“: Rolf Claussen, Herrchens Frauchen und Tim Fischer im Schmidt

Kabarett im Schmidt-Theater ohne mindestens einen obszönen Sketch ist unmöglich. Vermutlich ist es sogar verboten. Doch obwohl Rolf Claussen, Herrchens Frauchen und Tim Fischer den Titel ihrer eigenen Show konterkarieren mußten, erwiesen sie dem Programm mit dem sinnigen Namen Nichts ist unmöglich einen guten Dienst. Die Pflichtübung hieß „Mach mir's doch endlich wieder mal von vorn“, und in der Verbindung mit musiktheoretischen Erläuterungen erhob sich der Chor am letzten Donnerstag zum Höhepunkt des Premierenabends. Die Kontraste stimmten, die Fallhöhe der Witze auch, und wer im Musikunterricht gepennt hat, bekam hier die Sache mit den verminderten Septakkorden von allen Seiten erklärt, von hinten, von vorn und vor dem Spiegel auch.

Den Rest der Vorstellung blieben die selbsternannten Goldfische dann aber doch lieber schön sauber. Die Themen waren zum Teil zeit- und harmlos. Sich die verkrampfte Harmoniesucht in Beziehungskisten vorzunehmen weist nun mal in die frühen 80er Jahre zurück und ist heute nicht mehr zum Lachen, nicht einmal auf der Witzseite der Fernsehzeitung.

Schade, denn die Lieder hätten eine bessere Umkleidung durchaus verdient. Ob Kantaten, Chansons oder die unvermeidlichen Schlager, die vier knöpften sich Sparte um Sparte vor und verteilten musikalische Seitenhiebe an ihre Kollegen von Howard Carpendale bis Marika Rökk unselig. Grob zwei Instrumente pro Nase inklusive ein Fleischermesser kamen zum Einsatz, nicht immer virtuos zwar, aber durchweg unterhaltsam anzuhören.

Nein, schlecht ist Nichts ist unmöglich nicht, da beugt die Professionalität vor. Jeder der vier Mitwirkenden hat bereits langjährige Erfahrungen im Gewerbe gesammelt. Lisa Politt und Gunter Schmidt sind als Herrchens Frauchen seit 1984 unterwegs und können sich, wie auch Tim Fischer, mit dem deutschen Kleinkunstpreis zieren. Rolf Claussen nimmt als ehemaliger Teil des Aprilfrisch-Duos sogar Kultstatus für sich in Anspruch.

Was sie nun veranlaßt hat, sich gemeinsam auf die Bühne zu stellen, bleibt allerdings schleierhaft. Und so kommt schließlich der Verdacht auf, daß hier vier Musiker ein Kabarettprogramm präsentieren, obwohl sie eigentlich nichts zu sagen haben.

Barbora Paluskova

bis zum 28. September