Space- und Ozeanpark auf der Kippe

■ Heiße Phase der Planung von Ozean- und Space-Park verzögerte sich / „Öffentlicher Anteil“an dem 1,8 Milliarden-Projekt bei 50 Prozent / Aber bisher sind nur 350 Millionen Mark eingeplant

Eigentlich war schon am 1. Juli alles klar: Für die zweite Planungsphase von Space- und Ozean-Park hatte der Senat 12,5 Millionen Mark bewilligt. Zwei Tage darauf bestätigten die Wirtschaftsförderungs-Ausschüsse das. Die Köllmann-Gruppe als Projektentwickler für beide Freizeit-Parks wollte dieselbe Summe dazuschießen, bis September sollten die 25 Millionen nach einem seit März schon vorliegenden Plan ausgegeben sein. „Im September“, so steht es in dem Senatsbeschluß, sollte all das klar sein, was im Juli nicht klar war: „Kostensicherheit, Betreiberkonzept, Finanzierungskonzept, Plausibilitätsnachweise zur wirtschaftlichen Tragfähigkeit“, also eigentlich alles inklusive der Frage, woher die 722 Millionen Mark bremischer Staatsgelder genommen werden sollen, auf die die Planungen bauen. Bisher stehen für Space- und Ozean-Park nur 350 Millionen in den Finanzplänen.

Gestern nun, zwei Monate später, wurde der Vertrag über die damals vereinbarte zweite Planungsphase öffentlichkeitswirksam auf einer Pressekonferenz unterzeichnet. Die Fristen haben sich entsprechend verschoben, obwohl die Zeit drängt. Von „Eröffnung rechtzeitig vor der Expo 2000“redet niemand mehr, inzwischen ist die Sprachregelung: „Eröffnung der wesentlichen Teile zur Expo“, der 30. Juni .2000 steht in den Planungspapieren. Die Expo beginnt allerdings vier Wochen vorher. Im Bremer Kongreß-Zentrum zeigten die Köllmann-Vertreter ihre Modelle unter Glasvitrine und Werbe-Videos, die wesentlichen Finanzierungsfragen sind aber weiter offen.

Warum die erneute Zeitverzögerung? „Wir haben in den letzten zwei Monaten zäh gerungen“, räumt Wirtschaftssenator Hartmut Perschau auf Nachfrage ein. Etwas freimütiger erklärt Köllmann, worum es da ging: Er hätte es am liebsten gesehen, wenn das Land das gesamte unternehmerische Risiko übernommen hätte, sagt er halb scherzhaft. Das Land habe das aber verständlicherweise nicht gewollt.

Am 3. Juli hatte der Wirtschaftssenator den Parlamentariern noch über eine von Köllmann „vorgesehene direkte Einbindung der öffentlichen Hand in vorgesehene Bürgschaften über DM 350 Mio. zwecks Absicherung der Betreibergesellschaft... berichtet. Genau um diesen Punkt war es gegangen. Als der Bremer Wirtschaftssenator definitiv klar machte, daß das nicht in Frage kommt, gab es eine Verhandlungspause. „Es hat vielleicht ein paar Tage Zeit gekostet, das zu verarbeiten“, gestand Köllmann gestern ein.

Nun wurden Bürgschaften für Investitionen bis zu einer Höhe von 260 Millionen vereinbart. Damit, so rechnete das Wirtschaftskabinett selbst aus, summiert sich das öffentliche Engagement auf DM 982,5 Mio.„und damit rechnerisch 50 Prozent des tatsächlichen Investitionsvolumens“.

Ob die Köllmann-Gruppe die Finanzierung der anderen Hälfte der Investitionssumme für Space- und Ozean-Park bis Ende November hinbekommt, wird im Senat skeptisch eingeschätzt. Ein Scheitern sei „nach den bisherigen Erkenntnissen nicht auszuschließen“, berichtete der Wirtschaftssenator Mitte August. Durch den nun unterschriebenen Vertrag „bleibt aus heutiger Sicht die Realisierung wesentlicher Teile des Ozean Parks und des Space Parks möglich“, allerdings müsse „spätestens bis zum 31.Dezember 1997“die endgültige Entscheidung verbindlich fallen. Ansonsten „gilt die Projektrealisierung als gescheitert“. K.W.