Unternehmen ohne Grenzen

■ Umweltbehörde und GAL machen sich bei Bauern unbeliebt

„Wir sind Unternehmer“, betonte Hans Peter Cornils, Präsident der Hamburger Landwirtschaftskammer. „Und wir können nur etwas unternehmen, wenn man uns so wirtschaften läßt, wie wir wollen.“Donnernder Applaus von Bauernhand für den Moderator einer Podiumsdiskussion über Landwirtschaft in Hamburg. Umweltsenator Fritz Vahrenholt (SPD) und GAL-Umweltexpertin Antje Möller dagegen ernteten keinen Dank für ihre Hinweise auf umweltverträgliche Wirtschaftsmethoden.

Kern des Streits: Die Stadt muß für Eingriffe in die Natur – etwa beim Hafenausbau – einen Ausgleich schaffen. Freie Flächen dafür aber sind knapp. Und so hat die Umweltbehörde mehrmals auf Landwirtschaftsflächen zurückgegriffen. Weiden wurden zu Feuchtbiotopen, intensiv genutzte Äcker zu Wiesen.

„Die Ausgleichsmaßnahmen gehen sehr oft zu Lasten der Landwirte“, befand Bernd Reinert (CDU). Auch Reinhard Soltau (FDP) sicherte sich Applaus: „Einbußen durch Naturschutzauflagen müssen ausgeglichen werden.“Beide verschwiegen die Zahlungen, die die Stadt in solchen Fällen leistet.

Greifen die Behörden mit ihren Plänen in laufende Pachtverträge ein, zahlen sie den Bauern Schadenersatz. Kann die Stadt selbst über das Land bestimmen, da es ihr gehört, verhandelt sie dennoch mit den Betroffenen. Denn ohne die Bauern wäre die Pflege der bestehenden Landwirtschaftsflächen – ein Fünftel des Stadtgebietes – unbezahlbar. Die Umweltbehörde bietet den Landwirten deshalb Hilfen an, etwa Zuschüsse für ökologische Anbaumethoden.

Die größte Gefahr droht den Bauern ohnehin nicht durch den Umweltschutz, sondern durch Gewerbe, Wohnungs- und Straßenbau, die ständig neue Flächen in der Stadt beanspruchten, betonte GALierin Antje Möller. „Wir brauchen die Landwirtschaft mit gleichbleibendem Flächenanteil in Hamburg. Dazu aber müssen wir weg von der Konkurrenz zwischen Landwirtschaft und Naturschutz.“Denn gerade, wenn Landwirte mit ökolgischen Methoden hohe Naturschutzstandards erfüllten, hätten sie das beste Argument gegen eine andere Nutzung ihrer Flächen.

Achim Fischer