Berlin wird Milliardengrab nicht los

■ Investitionsbank Barclays: Trotz bevorstehender Privatisierung der Flughafenholding BBF werden die drei Flughäfen in den nächsten Jahren Milliardenbeträge kosten. 1996 BBF mit 40 Millionen Verlust

Trotz der bevorstehenden Privatisierung der Flughafenholding (BBF) werden der Bund sowie die Länder Berlin und Brandenburg in den kommenden Jahren Milliardenbeträge für die drei hiesigen Flughäfen ausgeben. Auf das finanzschwache Land Berlin kommen möglicherweise Kosten in Höhe von mehreren hundert Millionen Mark zu. Das geht aus den Empfehlungen der Investitionsbank Barclays de Zoete Wedd hervor, die im Auftrag der BBF ein Konzept für die Privatisierung der Flughäfen Tegel, Tempelhof und Schönefeld ausgearbeitet hat.

Barclays schlägt vor, daß „mindestens 74,9 Prozent“ der BBF an Investoren verkauft werden. Die öffentlichen Gesellschafter würden damit weiterhin 25,1 Prozent der BBF-Anteile behalten und entsprechend auch Investitionen für den Ausbau von Schönefeld tragen. Die Kosten werden auf bis zu 8 Milliarden Mark geschätzt. Das Land Berlin müßte dann bis zu 600 Millionen Mark aufbringen.

Sollte die Holding komplett privatisiert werden – eine weitere Barclays-Option –, wären die heutigen Eigentümer trotzdem nicht aus der finanziellen Verpflichtung entlassen. „Die öffentliche Hand trägt nach der Privatisierung weiterhin gewisse Risiken in bezug auf das BBI-Projekt“ (Schönefeld- Ausbau), heißt es im Bericht der Barclays Bank.

Außerdem sollen die heutigen Gesellschafter vor dem Verkauf der BBF ihre „(Teil-)Entschuldung“ bewerkstelligen. Im Klartext: Schulden von rund 800 Millionen Mark, die unter anderem aus spekulativen Grundstückskäufen bei Schönefeld entstanden sind, bleiben beim Staat.

Die Empfehlungen von Barclays, die der BBF-Aufsichtsrat am kommenden Montag beschließen soll, widersprechen der bisherigen Absicht der Eigentümer. Diese wollen die Holding privatisieren, um sich von den horrenden Kosten und Defiziten zu befreien. Mit diesem Argument hatten potentielle Investoren vor Jahren auch geworben, um den Standort Schönefeld gegenüber den Alternativen Sperenberg und Jüterbog durchzusetzen. Nach Schätzungen von Barclays belaufen sich die Kosten auf 8 Milliarden Investitionen plus Zinsen für die alten Kredite.

Neben den beiden privaten Firmengruppen IVG/AEG/Dresdner Bank und Siemens/Hochtief/ABB bemüht sich mittlerweile auch die staatliche Flughafen AG (FAG) aus Frankfurt am Main – Betreiber des dortigen Airports – um den teilweisen Kauf der BBF. „Wir möchten uns beteiligen“, so Sprecher Klaus Busch. Auch der CDU- Fraktionsvorsitzende Klaus-Rüdiger Landowsky macht sich für diese Kooperation stark. Sein Engagement allerdings richte sich gegen den Ausbau Schönefelds zum einzigen Flughafen der Region, vermutet die Gewerkschaft ÖTV. Entgegen den gültigen Schließungsplänen wolle Landowsky Tegel als Regierungsairport offenhalten. Das, so fürchtet die ÖTV, könne durch das Frankfurter Bestreben erleichtert werden, den Großflughafen Schönefeld als Konkurrenten klein zu halten.

Nach den bislang unveröffentlichten Zahlen machte die BBF 1996 einen Verlust von rund 40 Millionen Mark, der durch hohe Kosten in Schönefeld und Tempelhof zustande kommt. Der Bilanzverlust beträgt 543 Millionen Mark: Hier schlagen die verlustreichen Grundstücksgeschäfte zu Buche. Hannes Koch