■ SURFBRETT: Das wahre Bild von Diana
Seit Tagen hat es keien Sinn mehr, die Adresse www.royal.gov.uk anzuwählen. Beim Menüpunkt „Diana, Princess of Wales“ ist alles zu Ende. Der Server ist hoffnungslos überlastet. Niemand hat bisher die Trauerseite gespiegelt – ein in anderen Fällen durchaus übliches Verfahren. Vielleicht erlaubt es die köngliche Familie nicht, vielleicht würde diese Bitte als neuerliche Zudringlichkeit betrachtet.
Die Diskussion um Dianas Tod hat erst begonnen, und sie sollte im Licht der Tatsachen geführt werden. Dafür ist das Internet deutlich besser geeignet als für Beileidsbekundungen. Alle Nachrichtendienste haben unter dem Dach der Suchmaschine Yahoo! zum Beispiel ihre Berichte und Archive zur Verfügung gestellt. So kann das kurze Leben der Prinzessin in Erinnerung gebracht werden ohne all die in Wirklichkeit ja ganz harmlosen Bilder ihres Privatlebens, die jede Zeitung als Sensation gedruckt hat.
Nun sind sie alle blamiert. Zum Glück gib es einen Server, der tatsächlich „humanoidsoftware.com“ heißt. Unter der Rubrik Diana zeigt er die Prinzessin so, wie sie nie durfte: eine glücklich lächelnde Schönheit, durchaus bürgerlich im Abendkleid und ganz entspannt in die Sitzecke gegossen (www.humanoidsoft ware.com/diana/).
Alles Lüge? Andere Netzbürger trauern ohne falsche Töne. Es gibt etliche private Seiten für Diana. Völlig schwarz eingefärbt ist die Adresse „Members.aol .com/douglasb55/index.htm“. Unter dem Schriftzug von Dianas Namen stehen nur zwei Menüpunkte zur Auswahl: „Brief schreiben“ und „Briefe lesen“. Die zweite Option lohnt sich so sehr, daß die erste einer ernsthaften Überlegung wert ist. In einfachen Worten kommt eine volkstümliche Trauer zum Ausdruck, die mit der Sensationsgier zu Lebzeiten der Prinzessin nichts zu tun hat.
Der Kontrast gibt zu denken. Es waren offenbar nicht die Leser, die den Schmutz gefordert haben. Und auch Madonna hat wohl recht, wenn sie jetzt dafür betet, daß Diana wenigstens im Himmel von den Fotografen verschont werde. Warum nur mußte sie die Nachrichtenagenturen informieren, noch bevor sie mit Gott gesprochen hatte?
Einen schweren Stand hat die deutsche Bild-Zeitung, die in den Verdacht geriet, die Fotos der toten Diana gedruckt zu haben. Sie hat Erklärungen ins Netz gestellt und die ganze Welt zur Diskussion aufgefordert (www.bild.de/home/diana/disku_ e.html). Zu spät, sie hat die Skandalbilder gedruckt – es ist nur nichts darauf zu sehen. niklaus@taz.de
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