Das Portrait
: Ein Soldat verläßt den Bundestag

■ Alfred Dregger

„Ich habe noch eine Mission zu erfüllen.“ Alfred Dregger wollte unbedingt noch einmal für den Bundestag kandidieren. Seit 1972 hat er siebenmal in Folge ein Direktmandat gewonnen. Doch der Fuldaer CDU-Kreisvorstand nominierte nicht den greisen Ehrenfraktionsvorsitzenden der Union, sondern lieber Martin Hohmann, Dorfbürgermeister im besten Mannesalter. Dabei hatte Dregger sich noch so viel vorgenommen. 76 Lebensjahre würden ihn zum idealen Repräsentanten der immer zahlreicher werdenden Alten in Deutschland machen, außerdem unterstütze ihn Bundeskanzler Kohl persönlich, warb Dregger noch vor wenigen Wochen. Die Antrittsrede des Alterspräsidenten hätte Dregger wohl auch gern gehalten. Daraus wird nichts, gestern zog er seine Kandidatur „im Sinne des Parteifriedens zurück“.

„Ein deutscher Patriot, christlicher Demokrat, der das nationalkonservative Element nicht verbirgt“, so hat sich Alfred Dregger selbst charakterisiert. Dregger personifiziert die autoritäre, vordemokratische Tradition innerhalb der Union. 1920 in Münster geboren, prägten den jungen Dregger vor allem Kriegserlebnisse. Viermal wurde er verwundet, sein Bruder gar im Krieg getötet. Das Soldatische ließ Dregger nie mehr los. Noch heute lobt er die „Manneszucht“ der Wehrmacht und bekämpft die Dokumentation ihrer Verbrechen. 1995 trauerte Dregger öffentlich am „50. Jahrestag der Niederlage und Unterwerfung“.

Karriere machte Alfred Dregger als Schützling des BDI, als Fuldaer Oberbürgermeister und als hessischer Landespolitiker. Der Slogan „Freiheit statt Sozialismus“ soll aus Dreggers Feder stammen. 1982 wurde er Fraktionsvorsitzender von CDU/ CSU in Bonn und profilierte sich weiter als Hardliner. Die Grünen seien verfassungsfeindlich, Abrüstung gefährde den Frieden, das Asylrecht müsse eingeschränkt werden. Die Parteispendenaffäre wollte Dregger mit einer Amnestie aufarbeiten, er selbst hatte nur „vage Erinnerungen“ an eine Spende. 1989 meinte Dregger zur polnischen Regierung, „das deutsche Reich besteht völkerrechtlich in den Grenzen von 1937 fort“. 1991 wurde Dregger als Fraktionschef durch Wolfgang Schäuble ersetzt. Der Ewiggestrige setzt auf die Jugend: „Die Generation meiner Söhne, die ist wieder so, wie wir es waren. Die sind patriotisch, tüchtig und wollen etwas leisten.“ Robin Alexander