Kassel stinkt Kompost

■ Als erste Stadt Deutschlands schließt Kassel die Kompostanlage wegen Keimen

Kassel (AFP) – Die Stadt Kassel will so bald wie möglich ihre erst vor zwei Jahren in Betrieb genommene Biokompostieranlage schließen, weil sie möglicherweise Gefahren für die Gesundheit der Einwohner birgt. Nach Geruchs- und Keimmessungen seien „gesundheitliche Beeinträchtigungen konkret nicht nachweisbar, aber auch nicht ausgeschlossen“, sagte Bürgermeister Ingo Groß (SPD) gestern. Kassel sei die erste Kommune in Deutschland, die sich zu einem solchen Schritt entschließt. Grundlage dafür sei das bundesweit erste Gutachten einer Anlage.

Allein in Hessen gibt es 50 vergleichbare Kompostierungsanlagen. In Kassel begünstige im Gegensatz zu anderen Kommunen eine besondere Wetterlage Geruchsbelästigungen und den Transport von Keimen, sagte Groß. Dort werden jährlich 10.000 Tonnen pflanzliche und tierische Haushaltsabfälle in der Anlage verarbeitet. Die 17 Millionen Mark teure Anlage war im Oktober 1995 in Betrieb gegangen. „Sie entsprach damals dem Stand der Technik“, betonte der Bürgermeister. Viele Anwohner hatten jedoch kurz nach Betriebsbeginn über Geruchsbelästigungen geklagt und das Gutachten bewirkt.

Nach dem Bericht der Uni Gießen sind wegen der umherfliegenden Keime Atembeschwerden und bei Allergikern auch Asthmaanfälle nicht auszuschließen. Die Stadtverordneten müssen der Stillegung noch zustimmen. Unklar sei noch, ob die Anlage dauerhaft geschlossen oder technisch nachgerüstet werde, sagte Groß. Dies würde aber Kosten in zweistelliger Millionenhöhe verursachen.