Mr. Hyde darf doch in Bremen spuken

■ Wirtschaftssenator Perschau (CDU) gab Startschuß zum Umbau / Produzent Buecheler hat die Finanzierung garantiert und wundert sich über Bürokratie / Premiere soll im Herbst 1998 sein

Einmal am Abend legt sich die Sängerin Linda Eder so richtig ins Zeug. Zum langsam anschwellenden Streichervibrato stimmt der weibliche Star des Musicals „Jekyll & Hyde“im New Yorker Theaterviertel seit April Abend für Abend seine Hymne an: „This is the moment“heißt dieser Hit, der sich nun doch zu einem Exportartikel mausern wird. Denn wie Bremens Wirtschaftssenator Hartmut Perschau (CDU) gestern mitteilen ließ, steht dem Umbau des ehemaligen „Show-Parks“am Richtweg zum Musicaltheater nichts mehr im Weg. Der Produzent Frank Buecheler habe die nötigen Mittel eingeworben. Das Gebäude kann zur neuen Heimat der deutschen Version von „Jekyll & Hyde“umgebaut werden. Die Premiere kann doch noch im Herbst 1998 über die Bühne gehen.

„Das ist die Krönung von fast drei Jahren Arbeit“, reagierte Frank Buecheler gestern auf die Mitteilung. Am Donnerstag abend habe er dem Wirtschaftsressort die Finanzierungsgarantien vorgelegt. Demnach sind 50 Prozent der Produktionskosten in Höhe von rund 16 Millionen Mark durch Garantieerklärungen deutscher und ausländischer Investoren sichergestellt. Gestern morgen habe das Wirtschaftsressort grünes Licht gegeben, sagte Buecheler.

In der übernächsten Woche sollen die Handwerker anrücken, um aus dem „Phantom des Musicals“einen echten Amüsierbetrieb zu machen. Dafür wird das Gebäude am Richtweg völlig entkernt, mit einem Bühnenturm versehen und im Inneren praktisch neu errichtet. 45 Millionen Mark soll das Ganze kosten. Hinzu kommen weitere acht Milionen für die Bühnen-Technik, die Buecheler aufzubringen hat.

Der Umbau des Gebäudes war seit Beginn vergangenen Jahres immer wieder verschoben worden. Der Hauptgrund für die Verzögerungen liegt in der kompliziertenFinanzierungsstruktur, nach der Bremen über die stadteigene Hanseatische Veranstaltungsgesellschaft (HVG), Buecheler über seine Firma Neue Metropol und der Immobilienbesitzer, die Gruppe Korn, Korn und Arend aus Frankfurt am Main, unterschiedlich an Profit oder Verlust beteiligt sind. Buechelers für BremerInnen überraschendes Urteil: „Die Bremer Bürokratie geht nicht leichtfertig mit ihren Mitteln um.“

Zumindest für das Musical ersinnt sie verschachtelte Verträge. Von einem Erfolg, der bei einer – überdurchschnittlich hohen – Auslastung von 90 Prozent anzusetzen ist, profitieren alle drei Parteien. Bei einer Auslastung von 70 Prozent verdient Buecheler nichts und subventioniert die Stadt über die HVG das Projekt mit 1,7 Millionen Mark jährlich. Dem Vernehmen nach ist die HVG bereit, in der Anfangszeit sogar mehr zuzuschießen – mit maximal 45 Millionen Mark kann sie das Projekt in den nächsten 20 Jahren subventionieren. Fein raus scheint die „Doppelkorn“-Arend-Gruppe zu sein, die mit der Markthalle, dem Astoria und schließlich dem „Show-Park“am Richtweg nur Pleiten erlebte.

Die Sängerin Linda Eder, die in New York als Barbra-Streisand-Nachfolgerin gehandelt wird, hat's da leichter. In 200 Vorstellungen haben Zehntausende ihren Hit „This is the moment“gehört. Die Auslastung von „Jekyll & Hyde“wird offiziell mit 95 Prozent beziffert. Christoph Köster