■ Querspalte
: Die Frau und das Auto

An manchen Tagen versteht man alles falsch. Da ruft mich einer von der taz an und will eine Querspalte „für morgen“ von mir haben – na, das stimmte sogar, aber meistens will er ja was „für in anderthalb Stunden“ haben, deshalb glaubte ich das erst mal nicht. Jedenfalls gebe es da eine Shell-Studie... Mein erster Gedanke: Wieso Shell-Studie, haben die mit Diana nicht genug zu tun, und überhaupt, ist die Shell jetzt auch hin oder was?

Sie werden es schon erraten haben, es handelte sich um eine Shell-Studie zur Motorisierung in Deutschland: „Immer mehr Frauen fahren ein eigenes Auto“, heißt es da. „Immer mehr Frauen fliegen eigene Hubschrauber“ hätte ich interessanter gefunden. Oder „Immer mehr Frauen saufen selbstgebrannten Schnaps“, um beim Thema Sprit zu bleiben.

Jedenfalls gebe ich bekannt, daß im Jahre 2020 hier etwa 51 Millionen Stinkeautos herumfahren werden oder vielmehr zwischen Nykobing und Kufstein meistens herumstehen werden und das Radio Staus unter 500 Kilometern gar nicht mehr durchsagt. Jetzt guckt Harry mir über die Schulter, was ich gar nicht leiden kann, und mault, daß Nykobing und Kufstein überhaupt nicht zu Deutschland gehören. Was weiß denn der, was in 23 Jahren ist?

Außerdem wird gesagt, daß die wachsende Motorisierung „Frauen und Senioren“ zu verdanken sei. Andere behinderte Minderheiten werden nicht genannt, da gäbe es noch einiges auszuschöpfen. „Immer mehr Rauschgiftsüchtige“ könnte es z.B. in wenigen Jahren in einer Aral-Studie heißen, „immer mehr bezahlte Killer, Feuilletonredakteure und Teilnehmer von Talkshows fahren ...“ usw.

Ich finde es nicht gut, wenn so viele Autos verkauft und dann gar nicht benutzt werden. Das Ende vom Lied wird doch sein, daß wieder alle Welt mit dem Fahrrad auf Tour ist. Bisher war man als Fußgängerin ja zumindest auf den Bürgersteigen noch halbwegs sicher. Und kein Autofahrer hat bisher nach meinem Handtäschchen geangelt. Fanny Müller