Gynäkologenkabine

■ Die Kurzlesung zur Ausstellung „Ride My Bobbycar“von Mechthild Bausch

Wie für einen Kindergeburtstag liegen Ahoi-Brausepulvertüten in Waldmeister, Himbeere, Zitrone und Orange auf der Fensterbank des Ausstellungsraums in der Karolinenstraße 12 herum. Auf eines der Bilder ist mit roter Wachskreide „aber wi schön wa unser schönes aus“in Kinderschrift gekritzelt. Daneben wird auf einem großen Foto stolz ein rotes Bobbycar präsentiert, jener „unkaputtbare“Plastik-Klassiker, den schon die Mütter von ihren Müttern geschenkt bekamen.

Während die Zuhörer in dem gut gefüllten kleinen Ausstellungsraum noch eine Kippe rauchen und auf den zerknautschten Sofagarnituren aus dunkelbraunem Leder Bier trinken, liest Ronald Gutberlet Mechthild Bauschs Erzählungen aus dem „gynäkologischen Gruselkabinett“vor. Es geht um Frauen, die Ende zwanzig noch ein Kind bekommen und nun zwischen Sandkasten und Szenekneipe mit gemischten Gefühlen auf ihren Nachwuchs blicken. Und das ist auch ein wenig biographisch.

Denn seitdem die ehemalige taz-Redakteurin Mechthild Bausch Nachwuchs bekam, muß sie täglich mit dem Bus zum Spielplatz fahren und sich dort nervigen Gesprächen anderer Mütter über deren Kinder aussetzen. Diese schmerzhaften Erfahrungen mit dem Kleinfamilien-Mikrokosmos in der Großstadt hat sie im letzten Jahr in einigen Kurzgeschichten, die „Scheiß Schnack“oder „Dressierte Kinder“heißen, verarbeitet.

Anläßlich ihrer Ausstellung Ride My Bobbycar, die nur Freitag nacht geöffnet war, wurden diese Mutterschoten zum besten gegeben. Verständnisvoll blickten die Vernissagegäste – zumeist Frauen gegen Ende zwanzig. Merkwürdig erwachsen sah dazwischen ein kleiner Junge in blauer Jeansjacke aus, der mit einem St. Pauli-Schnuller in seinem Kinderwagen saß und zu lachen begann. „Das ist doch lustig, was der Mann da sagt?“,fragte er seine junge Mutter.

Julia Lee