Rom bleibt Rom, Athen kriegt Spiele

■ Nach dem olympischen Zuschlag für Griechenland ist man in Italien auf der Suche nach Gründen für den Favoritensturz

Berlin (taz) – Die Italiener waren beleidigt. „Unsere Niederlage“, sagte Mario Pescante, Chef des italienischen Olympischen Komitees, „bedeutet nicht, daß unsere Bewerbung nicht die beste war.“ Den Zuschlag bekam, zwar im allerletzten Wahlgang, aber mit 66:41 Stimmen doch recht deutlich, Athen. Für die Niederlage des Favoriten Rom machte Pescante „andere Faktoren“ verantwortlich, die Athen „zu nutzen wußte“.

Was Pescante damit gemeint haben könnte, blieb nicht lange im dunkeln. Gianna Angelopoulos, Chefin der griechischen Bewerbung, erzählte am Tag nach der Abstimmung, wie Athen zu den vielen Stimmen gekommen war: „Nelson Mandela hat uns seine Unterstützung angeboten, wenn Kapstadt am Ende nicht mehr dabeisein sollte.“ Es war nicht die reine Liebe zu den olympischen Traditionen, die den südafrikanischen Präsidenten dazu trieb, zu nächtlicher Stunde diverse Delegationen in seinem Hotelzimmer zu empfangen. „Die Wahlstrategie wurde in der Nacht vor der Abstimmung ausgearbeitet“, hat Pescante beobachtet, „und nun hat Kapstadt hervorragende Stimmgarantien für 2008.“

Nicht nur Athen wird Südafrika bei einer nächsten Bewerbung unterstützen, Beistand kommt auch von ganz oben. „Ein sehr gutes Ergebnis“ habe Kapstadt erzielt, hatte der frisch wiedergewählte Juan Antonio Samaranch beobachtet und unkte wie das Orakel von Delphi: „Bei einer nochmaligen Bewerbung für 2008 wäre Kapstadt sehr stark.“ Offiziell beworben für das nächste Millionenspiel, das 2001 vergeben werden soll, hat sich bisher nur das japanische Osaka. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) rechnet allerdings mit mindestens 10 Bewerbungen.

In Italien ist man derweil mit Schuldzuweisungen beschäftigt. Bei den IOC-Mitgliedern kam wohl schon die Präsentation Roms nicht allzu gut an. Dort wurde unter anderem aufgezählt, wie viele Italiener internationalen Verbänden vorstehen. „Das war dasselbe, als würden die USA mit ihrem Nukleararsenal werben“, lästerte die IOC-Vizepräsidentin Anita DeFrantz. Auch ein Sündenbock war schnell gefunden. Hinter der Hand tuscheln die IOC-Mitglieder, daß nicht wenige Funktionärskollegen Primo Nebiolo, dem allmächtigen Präsidenten des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF), eins auswischen wollten. 12 Stimmen mindestens, hieß es, habe Nebiolo Rom gekostet.

„Daran sterben wir nicht“, meinte der Gescholtene, der sich erst unlängst mit wenig sachlicher Kritik an den Organisatoren der Leichtathletik-WM in Athen hervorgetan hatte, „es war ein netter Wettbewerb um ein Sportereignis, kein Krieg.“ Und schließlich: „Rom ist Rom und wird immer Rom bleiben.“ Wer will ihm da widersprechen? to