Euro essen Seele auf

■ Dresdner Bank fusioniert ihre Töchter. Das schwächt den Standort Hamburg

Heinrich Heine nannte die Banken seiner Mutterstadt Hamburg „die silberne Seele der Stadt“. Doch der Glanz verblaßt: Nach dem Teilverkauf der Hamburgischen Landesbank, der Hapag-Lloyd-Übernahme durch die Westdeutsche Landesbank und der sich abzeichnenden Schließung der Hanseatischen Wertpapierbörse überraschte die Dresdner Bank gestern mit einer neuen Hiobsbotschaft.

Die Dresdner Bank fusioniert drei Hypothekenbanken, an denen sie jeweils mehr als 75 Prozent hält. Hypothekenbanken kümmern sich vor allem um Häuslebauer, Geschäftsimmobilien und Kommunalkredite. Zwei der drei fusionierten Banken sind traditionsreiche Hamburger Hypothekenbanken. Der künftige Hauptsitz wird Frankfurt sein.

Die Fusion der Hypothekenbank in Hamburg (1871 gegründet) mit der Norddeutschen Hypotheken- und Wechselbank (1871) und der Deutschen Hypothekenbank (Frankfurt) zur Deutschen Hypothekenbank Frankfurt-Hamburg bedeutet für Hamburg nicht nur den Verlust einiger Hundert der 500 Arbeitsplätze: Der Finanzplatz Hamburg wird weiter geschwächt. Das mußte Stadtchef Henning Voscherau gestern bei einem Krisengespräch mit der Dresdner Bank zur Kenntnis nehmen. Geschäfte mit Osteuropa und Skandinavien werden künftig in Frankfurt statt in Hamburg abgewickelt.

Wilfried Sohl, Chef der Hypothekenbank, räumte denn auch ein, er sei zunächst „emotional gegen die Fusion“gewesen. Um jedoch als Global Player die Jumbo-Anleihen in den Finanzzentren der Welt zu plazieren und überall auf dem Globus Immobiliengeschäfte zu tätigen, sind Größe und die Präsenz am Euro-Bankplatz Frankfurt unabdingbar. Der neue Hypothekenkoloß – Platz 2 in Deutschland hinter der bayerischen Fusion der dortigen Hypo- und Vereinsbank – will vor allem im Ausland wachsen.

In Hamburg bleibt lediglich die Betreuung der norddeutschen Kunden. Sohl: „Natürlich bedeutet dies keine Stärkung des Standortes Hamburg. Aber der Euro führt nun mal zu einer gewissen Zentralisierung.“ Florian Marten