Hoffnung nach Marine-Übernahme

■ Lürssen-Werft will 150 Ex-Vulkanesen übernehmen

Die Übernahme der Vulkan Marineschiffbau GmbH (siehe S.6) durch die Lürssen-Werft ist in Bremen auf ein positives Echo gestoßen, obwohl statt der zunächst erhofften 300 nun wohl nur 150 Arbeitsplätze erhalten werden. Die IG Metall geht jedoch davon aus, daß die Ex-Vulkanesen Dauerarbeitsplätze angeboten kriegen. Lürssen brauche die Vulkanesen, wenn er – wie mit dem Fregattenbau-Konsortium vereinbart – für ein Auftragsvolumen von 300 Millionen Mark unter anderem die Vorschiffe für die F 124-Serie bauen soll.

Die Entscheidung von Werftchef Friedrich Lürssen, die Marinetechnik und somit auch das Hallendock für den symbolischen Preis von einer Mark zu erwerben, wird als strategische Entscheidung zum Erhalt des Schiffbaus gesehen. Wenn Lürssen nicht das Dock genommen hätte, „hätten sie das Ding abreißen oder darin Wassertennis spielen können“, sagte IG-Metall-Chef Manfred Muster. Denn andere Interessenten für den Marineschiffbau hatte es nicht gegeben.

Lürssen will fünf Millionen Mark in die Marinehalle investieren, um darin bis zu 160 Meter lange Megayachten zu bauen. An seinem Stammsitz waren nur Schiffe bis zu 120 Meter Länge möglich.

Die IG Metall, Konkursverwalter Jobst Wellensiek und Wirtschaftssenator Hartmut Perschau (CDU) hoffen, daß sich um Lürssen herum Zulieferbetriebe auf dem Vulkan-Gelände ansiedeln werden. Nach Angaben eines Vulkan-Betriebsrats hätten bereits Firmen Interesse bekundet. Der Bremen-Norder Bürgerschaftsabgeordnete Helmut Pflugradt nannte das Lürssen-Engagement eine „Initialzündung“: „Denn wer möchte schon auf einer Industriebrache seine Zelte aufschlagen?“

Unklar blieb gestern die Gegenleistung des Landes an Lürssen. Die Bilanz der Vulkan-Marineschiffbau sei „bereinigt“und von Altlasten befreit worden, hieß es nur. Nach Ansicht von Beobachtern müßte eine Millionesumme zusammenkommen. Die Bürgschaftsausschüsse der Bürgerschaft entscheiden in der kommenden Woche über die Hilfen. Wirtschaftssenator Hartmut Perschau versicherte, daß Bremen weitere Schritte „konstruktiv begleiten“und „im Rahmen rechtlich zulässiger und EU-konformer Möglichkeiten mitwirken“werde.

Dabei dürfte auch eine Beschäftigungsgarantie für die übernommenen Ex-Vulkanesen eine Rolle spielen: Bis sie Ende 1998 mit dem Bau der Fregatten-Teile beginnen können, muß die Zeit mit Hilfe des Landes überbrückt werden. jof