Der nächste Arbeitslosenrekord

■ Im August waren 4,4 Millionen ohne Job. Selbst die Bundesregierung glaubt nicht an schnelle Besserung

Nürnberg/Bonn (taz/AFP) – Eine halbe Million Menschen haben seit August vergangenen Jahres ihren Job verloren. Mit offiziell 4,4 Millionen und einer Quote von 11,4 Prozent erreicht die Zahl der Arbeitslosen einen neuen Rekord – noch nie waren in einem August so viele Menschen in der Bundesrepublik ohne Anstellung. Die Exporterfolge dank des im Vergleich zum Dollar gesunkenen D-Mark-Kurses konnten bloß im Westen die Jobvernichtung einigermaßen bremsen. Der Osten hat nichts davon: Hier ist die Arbeitslosenquote fast doppelt so hoch wie im Westen.

Die Oppositionsparteien werteten die Entwicklung pflichtgemäß als Versagen der Regierungspolitik. Koalitionspolitiker versuchten dagegen von ihrer Regierungsverantwortung abzulenken: Schuld sei die „Blockadehaltung“ der SPD. Der CDU- Wirtschaftsexperte Friedhelm Ost erklärte, eine Trendwende sei nur möglich, wenn die Unsicherheiten über Steuerreform, Rentenreform sowie Finanz- und Währungspolitik bald beseitigt würden.

Der Bundesvorstand von Bündnis 90/ Grüne klagte, die Bundesregierung habe sich „bereitwillig“ mit der hohen Arbeitslosigkeit abgefunden. Damit liegt sie offenbar ganz richtig, wie ein Blick in den neuesten Rentenversicherungsbericht beweist: Darin rechnet Bonn für das Jahr 2001 mittlerweile nur noch mit einem Rückgang auf 3,7 Millionen Arbeitslose, wie der DGB nachgelesen hat. Das widerspreche der offiziellen Absichtserklärung, die Arbeitslosigkeit bis zum Jahr 2000 halbieren zu wollen, resümiert DGB-Vorstandsmitglied Michael Geuenich. urb Bericht Seite 6, Porträt Seite 9