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: Schweinesand

Nathalie ist elf und wohnt eine Etage über mir. Meistens schaue ich mir mit ihr zusammen Filme an, die nicht für mich bestimmt sind. Wegen des Alters. Und dann kann ich sie fragen, wie sie das findet, was da läuft. Meistens merkt man es sowieso, schon während wir auf meiner Fernsehcouch sitzen. Das Gesicht, verstehen Sie? Nur, heute hatte Natalie keine Zeit.

„Keine Zeit“sagen übrigens auch die Erwachsenen in Stephanie Graus Kinder-Krimi Schweinesand des öfteren. Ihr Verhältnis zu den eigenen Kindern bestimmen Zeugnisnoten, Küchendienst und gute Manieren. Klar, daß die Heranwachsenden lieber unter sich bleiben. Sie bilden eine eingeschworene Gemeinschaft, sind ständig auf der Suche nach Abenteuern. Der Juwelierstochter Alexis wird allerdings der Zugang zu dieser Welt verweigert. Selbst auf dem Schulweg von einem Chauffeur in blitzblanker Limousine abgeschirmt, ist sie reichlich unbeliebt. Zu Hause auf dem Küchentisch läßt die Mutter dem Mädchen dafür als Taschengeld Hundertmark-Scheine zurück, die Alexis dann in trauriger Zeremonie verbrennt. Bis sie ihre eigene Entführung inszeniert.

Zurückgezogen auf der Elbinsel Schweinesand finden die anderen Kinder Alexis. Warum nicht tatsächlich die viertel Million Lösegeld kassieren und mit dem Geld dem Landstreicher Figaro seine erträumte Weltreise schenken? Aber nicht ohne ausgetüftelten Plan! Und Funkgeräte! Dann steht dem Happy-End nichts mehr im Weg.

Was Natalie dazu gesagt hätte, weiß ich nicht. Mir jedenfalls hat der Film nur mäßig gefallen. Zu früh galt mein Interesse mehr Batman, weniger der hier anklingenden TKKG-Moral. Aber nach meiner Meinung wird nicht gefragt. Wegen des Alters.

Sven Opitz

Abaton, Cinemaxx, Elbe, Zeise