Die harmlose Fliege Rambo

■ Es werde Licht behandelt den Kurdenkonflikt kritisch und eröffnet eine Reihe aktueller türkischsprachiger Filme im Zeise

Der kalte Schnee schluckt alle Spuren menschlichen Lebens. Am Fuße eines hohen Berges im Südosten der Türkei werden eine seperatistische Guerillatruppe und ein Militäkommando unter einer gewaltigen Schneelawine begraben, die sich durch den Schußwechsel zwischen den beiden Gruppen gelöst hat. Nur der Militärkommandant Murat, der Führer der Guerillagruppe Seydo sowie eine Genossin überleben die Katastrophe. Im Schneesturm treffen sie aufeinander und diskutieren über den Krieg.

Kritisch stellt der türkische Regisseur und Journalist Reis Celik in seinem ersten Film Es werde Licht den seit Jahren zwischen Kurden und Türken schwelenden Konflikt dar, für den täglich etwa 1 Trillion Türkische Lira ausgegeben werden. „Im Vergleich zu der Waffenausrüstung und Kleidungsweise der Soldaten im Südosten der Türkei“, sagte Reis in der Filmzeitschrift Antrakt, „ist Rambo nur eine harmlose Fliege.“

Kein Wunder, daß Reis für sein Debut nur private Produzenten auftreiben konnte. Zum ersten Mal wurde in der Türkei ein Film ohne jegliche Unterstützung von staatlichen Stellen produziert. „Unser größter Sponsor ist das anatolische Volk gewesen“, so Reis. Mit großer Hilfsbereitschaft hatten die Anwohner das Projekt unterstützt und ihre Häuser, Skigeräte und Pferde für den Dreh überlassen, als sie das Thema des Films erfahren hatten. Denn fast jeder von ihnen hatte mindestens einen Verwandten bei den Guerillas oder im Militär.

Es werde Licht eröffnet diese Woche das Kinoprojekt „Eyz“im Zeise. Über zehn Filme aus der aktuellen Türkei haben die Initiatoren aus den aktuellen türkischsprachigen Filmproduktionen dafür zusammengestellt. Das gesamte Panorama der türkischsprachigen Produktion wird dabei gezeigt, ohne die politisch oder ästhetisch mißliebigen Arbeiten auszusparen. Angesprochen werden sollen mit diesem Programm insbesondere die jungen Türken der dritten Generation, die zumeist in Deutschland aufgewachsen sind und am weitesten von der Türkei entfernt seien. „Die Filme bringen ein Stück türkischer Heimat zu ihnen“, so Elci Ismet, einer der Organisatoren von Eyz.

In Berlin, wo über 150.000 türkische Staatsbürger leben, ist die Filmreihe bereits mit großem Erfolg gestartet. Wochenlang waren im dortigen Eiszeit-Kino die Säle ausverkauft.

Julia Lee ab Do, 11. September, jeweils 18 Uhr, Zeise