■ Vorlauf
: Auf Stahlgerüsten unter den Wolken

„Oben der Himmel – unten der Tod“, heute, 22.15 Uhr, Kabel 1

Bis heute hält sich der Mythos von der sprichwörtlichen Schwindelfreiheit der Mohawk-Indianer, die in den 30er und 40er Jahren in großer Zahl als „ironworker“ mithalfen, den amerikanischen Großstadttraum zu errichten. Ironworker oder Skywalker hießen jene gutbezahlten, aber im Wortsinn sturzgefährlich lebenden Helden der Arbeit auf den Stahlgerüsten der amerikanischen Wolkenkratzer. Auch wenn es anders anmutet, sind die ebenso monströsen wie glamourösen Gebäude keine göttlichen Gebilde, sondern bedürfen immer noch der Hände Arbeit. Rund 40 Arbeiter pro Jahr lassen auf den Baugerüsten knapp unter den Wolken ihr Leben. Der Film von Joachim Schroeder und Todd Gamble erzählt die Geschichte dieses Berufsstandes, der weniger durch Wagemut als durch Risikoabschätzung geprägt ist.

Denn Mohawk-Indianer sind keineswegs von Geburt an schwindelfrei. Ihre Kunst in luftigen Höhen basiert auf purem Training. Skywalker ist ein Beruf mit einer langen Ausbildung, in der sich traditionell noch immer viele Mohawk-Indianer unterweisen lassen. Mohwaks wurden vor der Jahrhundertwende für diese Arbeit angelernt, als in der Nähe des Reservats große Stahlbrücken und Gebäude errichtet wurden. Aus der einst billigen Arbeitskraft wurden gefragte Spezialisten. Heute ist der Beruf des Ironworkers eine der wenigen Gelegenheiten, den indianischen Stolz im Berufsleben auch umzusetzen. Diese Form von Produktstolz haben die Mohawks teuer erkauft. Während eines Unglücks um die Jahrhundertwende starben einmal über 90 Arbeiter des Stammes. Seither, so heißt es, sorgen die Frauen der Ironworker dafür, daß immer nur Kleingruppen aus dem Stamm auf ein und derselben Baustelle arbeiten.

Der Film ist ein konventionell gedrehtes Feature, das seinen besonderen Charme durch den lakonischen Ton der Arbeiter erhält, die genau wissen, was sie tun, und ihre Lebensphilosophie der Gelassenheit darauf abgestellt haben: Fallen ist demnach ein Teil ihres Handwerks.Harry Nutt