Berliner Holocaustmahnmal

■ betr.: „Befremdliches Procedere“ von Peter Conradi, taz vom 19.7. 97, Leserbrief dazu von Axel Wall rabenstein, taz vom 25.7. 97

Sehr geehrter Herr Wallrabenstein,

Ihren Faxbrief vom 25.7. und Ihren Leserbrief in der taz habe ich nach meinem Urlaub erhalten. Dazu erkläre ich:

1. Ihre Behauptung, der Deutsche Bundestag sei „selbstverständlich in das weitere ,engere Auswahlverfahren‘ einbezogen worden“, ist unwahr. Wahr ist, daß Senator Radunski das zuständige Gremium des Bundestages erst am 26.6. 1997 über die Entscheidungen der Projektträger und der Findungskommission unterrichtet hat. Dabei erklärte Radunski, an diesen Entscheidungen könne nichts geändert werden. Eine derartige Unterrichtung als Beteiligung zu bezeichnen, ist ein Ausdruck mangelnden Respekts vor dem Parlament.

2. Ihre Behauptung, Senator Radunski habe für seinen Bericht „Zustimmung gefunden“, ist unwahr. Tatsächlich waren die Mitglieder des Bundestagsgremiums über das Vorgehen der Projektträger befremdet. Die Ankündigung des Senators, der Deutsche Bundestag werde „in das weitere Procedere einbezogen“, sei nicht eingehalten worden. Bei dem Gespräch wurde der Senator unter anderem auf die rechtlichen Mängel des beschlossenen Wettbewerbsverfahrens hingewiesen. Inzwischen hat die Architektenkammer Berlin diese Kritik bestätigt.

3. Ihre Behauptung, Sie hätten keine Erklärung des Inhalts abgegeben, es bestehe seitens des Kultursenators kein Interesse an einer öffentlichen Diskussion, ist unwahr. Mir liegt ein Bericht der Berliner Morgenpost vom 26.6. 1997 vor („Gremium für Holocaustdenkmal“), in dem es heißt: „Wir haben kein Interesse an einer erneuten öffentlichen Diskussion“, erläuterte der Sprecher des Kultursenators, Axel Wallrabenstein.

Ihr Leserbrief in der taz ist ein weiteres Beispiel für den inkompetenten Umgang des Berliner Senats mit dem schwierigen Projekt „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“. Sollte das Projekt ein zweites Mal scheitern, dann trägt der Berliner Senat dafür die Verantwortung. Peter Conradi, MdB