Vergewaltigte Frauen diffamiert

■ Frauenbeauftragte fordern Schutz vor Oldenburger Richter

Oldenburg. Eine „diffamierende Einstellung“gegenüber Vergewaltigungs-Opfern werfen sieben Frauenbeauftragte des Regierungsbezirks Weser-Ems einem Vorsitzender Richter des Oldenburger Landgerichts vor. Die Verfahren sollten künftig auf eine andere Kammer übertragen werden.

Mit einem Freispruch endete nämlich im Januar ein Vergewaltigungsprozeß gegen einen Taxifahrer, weil die Glaubwürdigkeit des Opfers trotz gegenteiliger psychiatrischer Gutachten angezweifelt worden sei. Gegen dieses Urteil haben Staatsanwaltschaft und Nebenklage inzwischen mit Erfolg Revision eingelegt.

In einem weiteren Prozeß der Kammer war im Juli das Opfer während der mündlichen Urteilsbegründung weinend aus dem Gerichtssaal gelaufen. „Sex geht immer mit einer gewissen Form von Gewalt einher“, und „man muß sich auch nicht darüber wundern, wenn man gleich am ersten Tag zusammen ins Bett steigt“, hatte der Vorsitzende Richter zu der Frau gesagt. Sie war von ihrem Ex-Freund in seine Wohnung gelockt, an das Bett gefesselt und vergewaltigt worden. Der 31jährige Angeklagte aus Cloppenburg verließ das Gericht als freier Mann und mit einer einjährigen Bewährungsstrafe. Das Landgericht Oldenburg schweigt bisher zu den Vorwürfen. dpa