Er hat kein Recht. Er hat den Stock

■ „Die Schlacht im Stall“ von Mauricio Rosencof hatte im Lichtmeß Premiere

Nur spärlich wurde Licht eingesetzt Mittwoch abend im Lichtmeß-Kino, das für einen Abend zum Theater wurde. Es ging um das finsterste Kapitel menschlichen Tuns – Folter und Demütigung. Die Aufführung von Die Schlacht im Stall nach einem Buch von Mauricio Rosencof faßt in einer knappen Stunde zusammen, was als dumpfe Lehre jahrelanger Folter und Isolation dem puren Überleben dienen könnte: Wehre dich nicht zu laut.

Der Uruguayer Rosencof hat das Stück in seiner 13 Jahre währenden Haft geschrieben. Verlegt ist die Handlung in einen Stall. Ein Mann und eine Kuh erleiden die Willkür ihres Unterdrückers in gemeinsamer Abhängigkeit. Wird Jose rebellisch, kommt der Folterer Perrone. Die Kuh ist weise geworden über die Zeit. Wenn Jose schreit: „Er hatte kein Recht dazu“, erwidert sie: „Er hat den Stock“.

Jose lernt unter Schmerzen seine Lektion und flieht wie sein Leidensgenosse in die Welt der Träume, die Perrone nicht verletzen kann. Am Ende erkennen beide darüber, daß ihr Unterdrücker Angst hat, „daß einer bleibt, was er ist: Mensch“.

Mit der Rollenvertauschung zu diesem viehischen Thema ist ein verdichtender Effekt gelungen. Dramaturgisch wird er jedoch recht arg strapaziert. Das Rindvieh redet auf Jose ein wie auf eine kranke Kuh, und der rebelliert dagegen wie ein störrischer Esel. Die siebenmal nicht aufgehende Sonne läßt den Zuschauer bisweilen erkenntnislos im Dunkeln stochern. Die Inszenierung sprachlich und geräuschlich auszumisten und sich mehr auf die tierisch gute Schauspielkunst von Henrik Nolewjka zu verlassen würde dem schmerzlichen Thema eher dienen. Ratlosigkeit herrschte auch über den Inhalt. An der Würde des Gefolterten zu zweifeln, wie er sich auch verhalten mag, steht keinem zu, ihn das Überleben zu lehren, können wir uns hier nicht anmaßen. In unserem Stall wird seltener geschlachtet. Elsa Freese

Noch heute, 20.30 Uhr im Lola, Lohbrügger Landstr. 8; 21. 5., 20 Uhr, Rote Flora