Vahrenholts Müllwerder

■ Umweltsenator will ein ordentliches Feuerwerk an der Elbe abbrennen

Das Jahr 1999 könnte für Altenwerder mit der Inbetriebnahme eines überdimensionierten Feuerwerks am Rugenberger Damm beginnen. Als „Knallkörper“ würde dort Hausmüll – bis zu 320.000 Tonnen pro Jahr – aus Hamburg und den umliegenden Landkreisen Stade, Harburg, Rotenburg-Wümme und Soltau-Fallingbostel verfeuert. Das sind die Planungen zur neuen Müllverbrennungsanlage (MVA) Altenwerder, die Umweltsenator Vahrenholt (SPD) gestern vorstellte.

Der Bau einer vierten MVA in der Hansestadt sei unvermeidlich, um den Ausstieg aus der Mülldeponie Schönberg vollziehen zu können. 1994 wurden dort 251.000 Tonnen Hamburger Müll abgekippt. Berechnungen von Stadtreinigung und Umweltbehörde zeigen zwar, daß die Abfallmengen sinken, der Restmüll habe 1994 aber immer noch 887.100 Tonnen betragen. Mehr als drei Viertel dieses Berges könne in den bestehenden MVAs Borsigstraße, Stellinger Moor und Stapelfeld verbrannt werden. Die übrigen 200.000 Tonnen würden dann in Altenwerder verheizt. Die Verbrennungskapazität der dortigen, rund 500 Millionen Mark teuren Kraft-Wärme-gekoppelten Anlage ist aber mit jährlich 320.000 Tonnen veranschlagt. Die fehlende Müllmenge will sich der Senator aus dem Umland besorgen. Einen Widerspruch zu seinem Versprechen von 1994, in Hamburg nur hanseatischen Müll zu verbrennen, sieht er nicht: „Das galt nur für den Standort Neuhof.“ Außerdem enthielten die Verträge mit den Landkreisen eine Rücknahmeverpflichtung der Schlacke.

Transportiert werden soll der Müll über eine Bahnstrecke, die die Betreiberin – verhandelt wird derzeit über eine HEW Entsorgungs GmbH als Mehrheitsgesellschafterin – über die Gebühren finanzieren soll. Schenkt man des Senators Worten Glauben, dann ist die neue MVA – sie könnte am 1. Juli genehmigt werden und der Bau im Sommer 1996 beginnen – die Sauberkeit an sich: Ihr Bleiausstoß entspreche dem von vier mit verbleitem Benzin laufenden Pkw.

„Das größte Problem bleiben die riesigen Schlacke-Mengen“, kritisiert GAL-Bürgerschaftsabgeordnete Antje Möller. Eine EU-Richtlinie stufe Schlacke als Gefahrengut ein und lasse eine Verwertung im Straßenbau langfristig nicht mehr zu. Auch widerspreche diese Politik der Abfallvermeidung. Dezentrale Abfallverwertungskonzepte, wie sie die Harburger Grünen fordern, würden damit zunichte gemacht. Heike Haarhoff