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■ KommentarMehr Profil, bitte

Heute beginnt in Hamburg wieder die Veranstaltung für Tanz, Musik, Theater und bildende Kunst, die im Untertitel immer noch „Festival der Frauen“ heißt. Seit ihren Anfängen haben diese weiblichen Festspiele eine wechselvolle Geschichte durchlaufen, vom optimistischen Aufbruch bis zu Trennungen im Zorn.

Nachdem das vorhergehende Festival wenig Gnade vor den Augen der KritikerInnen gefunden hatte, haben die Organisatorinnen sich diesmal bemüht, ein anspruchsvolles Programm zusammenzustellen. Und das ist ihnen auch gelungen. Viele Veranstaltungen machen neugierig: Die Inderin Chandralekha oder die Vietnamesin Ea Sola.

Aber gerade die Kombination aus ein bißchen Asien, ein bißchen Lateinamerika, zwei Prisen Europa und Nordamerika macht die Schwäche des Programms aus. Es fehlt am Profil. Was verbindet die „Cubanerin in New York“ mit der Couture-Königin Coco Chanel? Die victorianische Schriftstellerin George Eliot mit der amerikanischen Choreographin Amanda Miller?

Das gemeinsame Geschlecht ist als Begründung für ein etabliertes Frauenfestival wie die Hammoniale, die schon zum 6. Mal stattfindet, zu dürftig. Und das vage Motto „ZwischenWelten“ wird durch diese bunte Mischung nicht konkreter. Die Hammoniale ist den Kinderschuhen entwachsen; jetzt muß sie erwachsen werden, und das heißt: Position beziehen, Charakter beweisen. Dabei stünde einem Frauenfestival eine ausgeprägt weibliche Note gut zu Gesicht. 1995 ist fast die Hälfte der KünstlerInnen Männer. Mehr Mut, mehr Profil, bitte.

Iris Schneider

Bericht Seite 19

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