„Es lohnt sich, älter zu werden“

■ Gemeinschaftliches Wohnen von Alt und Jung: Seit elf Jahren existiert und funktioniert das Pantherhaus in St. Pauli

„Wir leben und wir feiern zusammen“, faßt Rentner Kurt Koppelmann zusammen. Und damit hat er recht: Warten die schweren Einkaufstüten noch unten an der Treppe, weil Nachbarin Ulrike Petersen (40) erstmal ihr 13monatiges Töchterchen Friederike in den dritten Stock trägt – fünf Minuten später steht alles wie durch Zauberhand vor ihrer Wohnungstür. Die kleinen Gesten nachbarschaftlicher Hilfe – in normalen Mietshäusern eher selten – sind im Pantherhaus in St. Pauli gang und gäbe. Wird in der Lerchenstraße 37 Geburtstag gefeiert, sind alle elf BewohnerInnen von 1 bis 85 dabei.

„Gemeinschaftliches Wohnen von Alt und Jung“heißt das Wohnkonzept der Grauen Panther e.V., ein Selbsthilfe-Projekt vorwiegend älterer Menschen, die für menschenwürdiges Altwerden eintreten. Vor elf Jahren wurden die acht Wohnungen in der Lerchenstraße von Vereinsmitgliedern aller Altersstufen bezogen, nachdem das Haus von der Saga modernisiert und renoviert worden war.

Zwar bilden die MieterInnen eine Wohngemeinschaft, doch jedeR wirtschaftet eigenständig für sich. Das Besondere sind der Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung der BewohnerInnen untereinander, wie Kurt Koppelmann betont. Der 75jährige wohnt seit drei Jahren im Pantherhaus. Nach seiner Bewerbung gab es ein Gespräch mit der Hausgemeinschaft. „Zum Beschnuppern“, erzählt er und lobt den „sehr offenen“Empfang. Es gibt keine „geschlossenen Gruppen“im Haus, und auch die „Altersdifferenz spielt keine Rolle“.

Im Gegenteil: Die Älteren, sagt Koppelmann, können von den Jüngeren „lernen, unter heutigen Bedingungen zu leben“, die Jüngeren lernten, „daß es sich lohnt, älter zu werden“. Und gibt es mal Probleme, wie beispielsweise den Zusammenprall haustierischer und menschlicher Bewegungsräume, „dann setzen wir uns eben mal zusammen“, erzählt Ulrike Petersen, die seit elf Jahren im Pantherhaus wohnt.

Mittlerweile gibt es in St. Georg und Harburg zwei weitere Wohnprojekte der Grauen Panther e.V. in Hamburg, denn das Interesse und auch die Nachfrage nach solchen Wohnprojekten sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Weit über Hamburg hinaus: JournalistInnen aus Japan, BesucherInnen aus Frankreich oder 30 Hausmeister aus Kopenhagen gehören zu den vielen Gästen, die die außergewöhnliche Wohngemeinschaft in der Lerchenstraße über die Jahre beherbergte. Sina Eckhoff

Pantherhaus, Lerchenstraße 37, 22767 Hamburg, 439 33 88; Bürozeiten montags, mittwochs, donnerstags 14 bis 17 Uhr.