Zahl der Armen sinkt

■ Weltbank sieht Wirtschaftwachstum als Motor der Armutsbekämpfung

Paris (dpa) – Die Wirtschaft in den ärmsten Ländern der Erde wächst wieder deutlich. Das meldet zumindest die Weltbank in ihrem neuesten Jahresbericht 1996/1997. „Vor diesem Hintergrund geht auch die Armut weiter zurück“, heißt es im gestern in Paris veröffentlichten Report. Einige Länder Osteuropas und Zentralasiens stellten mit ihren schrumpfenden Ökonomien inzwischen wieder die Ausnahme dar.

Um die Dimension der positiven Veränderung zu erläutern, wählte Weltbank-Manager Gilles Garcia das Beispiel Indien. „In Indien lebten vor einer Generation noch 50 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze, heute sind es 35 Prozent.“ Doch sei die Rate immer noch zu hoch.

Auch die Weltbank selbst hat im vergangenen Jahr die Armutsbekämpfung stärker in den Vordergrund ihrer Arbeit gerückt. Von den Kreditzusagen in Höhe von 19,1 Milliarden Dollar wurden 4,09 Milliarden direkt zur gezielten Armutsbekämpfung verwendet.

Weiterhin die wichtigsten Finanzierungsbereiche waren allerdings die Stromversorgung, das Verkehrswesen und Agrarprojekte. Die größten Weltbank-Kreditkunden waren China, Rußland und Argentinien – sie erhielten zusammen 20 Prozent der gewährten Hilfe. Die Weltbank bestätigt in ihrem Bericht erneut den Trend weiter abnehmender staatlicher Entwicklungshilfe (1997: 50 Mrd. Dollar) sowie wachsender privater Investitionen aus den Industriestaaten (250 Mrd. Dollar).

Das Institut, das bereits im Vorjahr eine verstärkte Hilfe für die ärmsten Entwicklungsländer angekündigt hatte, will nach Uganda und Bolivien wahrscheinlich auch Burkina Faso auf ihrem Jahrestreffen in Hongkong eine Schuldenentlastung gewähren.

Im Rahmen der seit Amtsantritt von Weltbankpräsident Wolfensohn laufenden internen Erneuerung will die Bank ihre Arbeitsweise weiter optimieren und Kosten senken. Für das Optimierungsprogramm sollen von 1998 bis 2001 insgesamt 250 Millionen Dollar aufgewendet werden.