Bötsch erlaubt Konkurrenz

■ Die Telekom darf ihren Rivalen keine horrenden Gebühren für die Nutzung ihrer Leitungen aufdrücken

Berlin (taz) – Nach langem Gezerre zwischen der Telekom und ihren neuen Konkurrenten Arcor und Otelo entschied gestern Postminister Wolfgang Bötsch (CSU): Künftig darf die Telekom durchschnittlich nur 2,7 Pfennig pro Minute verlangen, wenn sie ihre Telefonleitungen der Konkurrenz zur Verfügung stellt. Ursprünglich verlangte sie 5 Pfennig – bei dem Preis hätten Arcor und Otelo Privatkunden kaum ein Festtelefon anbieten können, sie wollten nur 2 Pfennig zahlen. Die Entscheidung betraf zunächst nur Arcor, ein Tochterunternehmen von Mannesmann und Deutsche Bahn. Doch sie wird am 2. Oktober im Fall Otelo wohl ähnlich ausfallen, einer Tochter der Stromversorger RWE und Veba. Beide Firmen verfügen über ein Fernnetz, doch auf dem letzten Stück zum Kunden sind sie auf die Telekom angewiesen. Arcor erklärte gegenüber der taz, „mit dieser Entscheidung leben zu können“. Die Telekom erwägt dagegen eine Klage gegen den Entscheid: er sei „wettbewerbsverzerrend“. Eine Klage der Telekom könnte Investitionen der Konkurrenten verzögern.

Die 2,7 Pfennig sind nach Schätzungen von Experten deutlich höher als die effektiven Kosten, die deutlich unter 2 Pfennige liegen. Doch die Telekom hat außergewöhnliche Belastungen mit der Privatisierung geerbt, vor allem einen Personalstamm, der doppelt so hoch ist, wie im Wettbewerb auf Dauer tragbar. Berichten der Berliner Zeitung zufolge hatte Theo Waigel noch in letzter Minute bei Bötsch interveniert, um eine Anhebung der Gebühr zu erreichen. Der Kurs der Telekom- Aktie verlor an der Frankfurter Börse acht Prozent. Für einen Kleinanleger mit 200 Aktien führt das rechnerisch zu einem Verlust von 570 Mark. Matthias Urbach

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