„Ein Besuch ist nicht möglich“

■ PDS: Mangelnde Amtshilfe für inhaftierte Berlinerin

Sechs Wochen sitzt die Deutsche Güllü Selcuk inzwischen in Istanbul hinter Gittern, und noch immer zeichnet sich das Vorgehen des deutschen Generalkonsulats in erster Linie durch Zurückhaltung aus. Auch mit dem Besuch der flüchtlingspolitischen Sprecherin der PDS, Karin Hopfmann, bei der Inhaftierten taten sich die Konsulatsangestellten schwer. Ende Juli wurde Güllü Selcuk, Mitarbeiterin des Solidaritätskomitees für Samstagmütter, nach einer Türkeireise am Flughafen in Istanbul festgenommen. Offizieller Vorwurf: Mitgliedschaft in einer illegalen Vereinigung.

Hopfmann flog am vergangenen Wochenende nach Istanbul. Mit einem Besuch bei der Gefangenen am Montag vormittag wollte sie sich über ihren Gesundheitszustand informieren. Ob dieser Besuch stattfinden konnte, stand bis gestern abend nicht fest.

Hopfmann hatte vergangene Woche beim deutschen Generalkonsulat um Mithilfe bei der Beantragung eines Besuchstermins gebeten. Die Antwort dauerte einige Tage und lautete: „Besuch nicht möglich.“ Eine Vorlaufzeit von mindestens drei Wochen für die Genehmigung sei nötig.

Für Gyasettin Sayan, migrantenpolitischer Sprecher der PDS, ist diese Antwort der deutschen Behörden „falsch“. Eine wochenlange Vorlaufzeit gebe es nach seinen Erfahrungen nicht. Nachdem bereits schwerwiegende Vorwürfe über die Mißhandlung der Gefangenen vorlagen, besuchte das deutsche Generalkonsulat schließlich erst Anfang September die Inhaftierte. Ein früherer Besuch war den Behörden wegen „Überlastung“ nicht möglich. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes bestätigte, daß das Generalkonsulat einen schriftlichen Protest gegen die „unakzeptable Behandlung“ beim türkischen Außenministerium verfaßte. Gleichzeitig wurde eine Untersuchung gefordert. Eine Antwort der türkischen Behörden liegt noch nicht vor. Corinna Budras