Spione als Nachbarn von Studenten

■ Im ehemaligen US-Hauptquartier in Zehlendorf will neben dem BND auch die Freie Universität residieren. Finanzierung unklar, Nachbarschaft kein Problem. Asta: Wir werden sowieso observiert

An der Freien Universität sollen künftig Studierende Haus an Haus mit den Spionen des Bundesnachrichtendienstes (BND) ausgebildet werden. Das Bundesliegenschaftsamt hat dem Geheimdienst für die Zeit ab 1999 eines von sieben Gebäuden des ehemaligen US-Hauptquartiers an der Clayallee in Zehlendorf zugesagt. Um fünf andere Immobilien in dem 80.000 Quadratmeter großen Areal hat sich die FU beworben. Das bestätigte Helmut John von der Bundesfinanzverwaltung.

Für das siebte Gebäude sei eine Forschungseinrichtung des Bundes im Gespräch. „Wir sind froh über jeden Nutzer dieser entlegenen ehemaligen Kaserne“, meinte John. Daß eine Bundeseinrichtung wie der BND die bundeseigene Immobilie belege, sei wünschenswert, der Einzug der Studenten in die ehemalige Kaserne steht für John hingegen noch in den Sternen. „Auch wenn es Bundeszuschüsse geben sollte, sehe ich noch nicht, daß das Land Berlin den Eigenanteil aufbringen kann.“ Die Freie Universität wollte laut John das Geld für den Umzug ursprünglich durch den Verkauf von Villen erwirtschaften, mußte aber feststellen, daß sie diese Villen nur zur Miete nutzt. FU-Sprecherin Felicitas von Aretin bestätigt das große Interesse der Alma mater an einem Umzug auf das Nachbargrundstück. Damit könnten kleinere Fachbereiche in unmittelbarer Nähe von bestehenden Instituten zusammengelegt werden. Welche Bereiche das sein könnten, stehe aber noch nicht fest. „In den Umbau der ehemaligen Bunker müßte viel Geld gesteckt werden. Es ist gegenwärtig noch nicht klar, ob wir das aufbringen können“, bestätigte die Sprecherin. Die Wissenschaftsverwaltung wiederum unterstütze zwar die Umzugswünsche der Uni, sehe sich aber zu finanzieller Hilfe nicht in der Lage, sagte deren Sprecherin Kerstin Schneider.

Mit der räumlichen Nähe zum Geheimdienst hat die Universität laut von Aretin keine Probleme. „Wir können uns aber vorstellen, daß der BND mit unserer Nähe nicht sehr glücklich ist. Ein belebter Campus widerspricht dem Wesen geheimdienstlicher Tätigkeit.“ Zu dieser Vermutung mochte sich die Pullacher Behörde so rasch nicht äußern. „Eine Antwort auf Ihre Frage geht Ihnen in den nächsten Tagen zu.“

Die studentische Vertreterin im Uni-Kuratorium, Ulrike Gonzales, war schneller: „Der Asta hat sowieso den Verdacht, beobachtet zu werden. Wenn der BND neben uns residiert, macht das keinen Unterschied mehr.“ Sie hält den Uni- Umzug „in die Nähe des bestehenden Campus“ für wünschenswert und sieht einer möglichen BND- Nähe gelassen entgegen.

Für Gesine Schwan, Professorin am Otto-Suhr-Institut für Politologie steht der BND-Einzug hingegen noch nicht fest. „Ich gehe davon aus, daß die FU perspektivisch in alle sieben Gebäude ziehen und dafür andere Räumlichkeiten aufgeben wird. Für den BND gäbe es sehr viel sinnvollere Unterbringungen in der Hauptstadt als mitten in der FU.“ Marina Mai