Unterm Strich

Die einen gedenken der Callas, andere erinnern sich an einen winzig klein gewachsenen Popmusiker, der auch schon seit 20 Jahren tot ist. Am 16. September 1977 verunglückte Marc Bolan mit seinem Mini Cooper. In den darauffolgenden Tagen trauerte ganz England, zigtausend Fans legten Blumengebinde am Unfallort aus, auf seinem Grab wurde ein Schwan aus weißen Blüten errichtet, und unter den Teenagern spielten sich Szenen wie zu Dianas Beerdigung ab – es war ein riesengroßes Schluchzen.

Das Foto auf unseren Seiten stammt noch aus der Frühzeit, als Bolan sich Toby Tyler nannte, modmäßig einkleidete und mit Coverversionen von Dylan-Songs die Aufmerksamkeit der Plattenfirma Decca suchte. Damals lernte er auch David Bowie kennen und spielte mit ihm in der Band John's Children lustige Psychedelia-Schnulzen namens „Desdemona“.

1968 gründete Bolan, der früher als Model gearbeitet hatte und danach bei einem Zauberer in die Lehre ging, passend zu den Monsterphantasien der Acidzeit das Duo Tyrannosaurus Rex. Erst wurde er zwar bloß vom BBC-DJ John Peel geliebt für seine ziemlich wirren Hobbit-Songs, zu denen Steve Took sehr esoterisch Flöte und Bongos spielte. Dann aber kam Glam: T. Rex brachten die Single „Hot Love“ heraus und wurden Nummer eins der Charts. Wütend über den Ausverkauf weigerte sich Peel, den Nachfolgehit „Get it On“ im Radio zu spielen. Auch in Deutschland ärgerte man sich über Bolans Wandel vom Hippie zum Teenage- Idol: SWF-3-Moderator Frank Lauffenberg geißelte „Children of the Revolution“ recht heftig, weil es darin hieß: „I drive a Rolls Royce, coz' it's good for my voice.“ Vermutlich war der Satz die beste Songzeile der siebziger Jahre, oder, wie Bolan schelmisch meinte: „Autos kommen in meinen Texten vor, weil sie wie Kunstwerke sind. Das gleiche gilt aber auch für Tassen oder Teller.“