■ Soundcheck: The Creams
Heute und morgen abend: The Creams. Manchmal sieht der Wahnsinn aus wie dein Lateinlehrer. Die Freizeithemden von Alan Jenkins sitzen perfekt, sein Benehmen ist tadellos, aber wer seine Vergangenheit kennt, weiß: Dieser Mann ist die Rache des Indie-Rock. Ein Besessener. Seit fast 20 Jahren veröffentlicht er auf eigenen Labels die Platten seiner Bands, ungefähr drei pro Jahr. Erst mit Deep Freez Mice, danach mit den Chrysanthemums und Ruth's Refrigerator, heute mit The Creams. Und wenn er Zeit übrig hat, schreibt er Rock-Opern über Tierversuche oder Ratgeber für Leute, die Popstar werden wollen.
Die Musik des Engländers könnte nicht exquisiter sein. Daß er sie im Rekord einspielt, scheint ihr zuträglich zu sein. Geschmeidige Harmonien reihen sich an abstruse Klangspielereien, die Popgeschichte klafft als riesiges Labyrinth vor dem Hörer. Undurchdringlich und monströs ist die Kunst von Alan Jenkins, aber wenn er einen guten Tag hat, geht er ganz geordnet zur Sache: Mit den Chrysanthemums hat er einmal auf Platte zur Gänze den Zombies-Klassiker Odyssee And Oracles, das viele für das größte Pop-Album aller Zeiten halten, gecovert.
Vor einem Jahr brach das Karmers bei einem sensationellen Konzert der Creams aus allen Nähten, diesmal treten sie an zwei Abenden auf. Das kleine grüne Häuschen wird übrigens nächsten Monat abgerissen. Mal sehen, wo dann der Indie-Rock bleibt. Christian Buß 22 Uhr, Heinz Karmers, plus Djs Jan Möller (heute) und Ulrich Tukur (morgen)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen