Muttersprachliches Infomaterial

■ Um die Lehrstellennot ausländischer Jugendlicher zu lindern, sollen Betriebe ihre Landsleute selber ausbilden, meint die CDU

Die Lösung kann so einfach sein. Auch bei komplexen Problemen wie dem dürftigen Ausbildungsplatzangebot für ausländische Jugendliche. Nach über dreißig Jahren türkischer Einwanderung ist die sozialpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Antje Blumenthal, nun auf die Idee gekommen, daß man Informationsmaterial für Betriebe auch auf türkisch drucken könnte. Damit würden Firmen ermuntert, die Ausbildung ihrer Landsleute selbst in die Hand zu nehmen. Gestern stellte sie ihr Konzept vor.

Während jeder dritte 15- bis 18jährige in Hamburg keinen deutschen Paß hat, ist nur jede neunte Lehrstelle mit einem Ausländer besetzt. Den Grund dafür sieht Blu-menthal zunächst in der schlechten Schulausbildung. Von allen Jugendlichen, die jährlich die Schule ohne Abschluß verlassen, beträgt der Anteil der AusländerInnen ein knappes Drittel; das Abitur machen nur 13 Prozent. Abhilfe könnte die Erfindung eines türkisch-deutschen Gymnasiums schaffen. Würden die Kinder auch in ihrer Muttersprache unterrichtet, wäre das für türkische Eltern ein Anreiz, sie länger zur Schule zu schicken.

Ob nicht vielleicht auch das Ausländergesetz eine Hürde sein könne, mußte sie sich allerdings fragen lassen. Denn das verlange für eine Arbeitserlaubnis ein sicheres Aufenthaltsrecht, außerdem verweigere es Nichtdeutschen den Zugang zu bestimmten Berufen, zum Beispiel solchen mit Beamtenstatus. Ach nein, wiegelte Blumenthal leicht errötet ab. Es gebe ja auch türkische Jugendliche mit deutschem Paß. Und die AusländerInnen könnten auf andere Berufe ausweichen, „die Palette ist ja so groß“. Und drittens „ist das nicht unser Ansatz. Wir wollen erreichen, daß ausländische Betriebe selbst ausbilden.“

Das will auch Ismail Simsek. Der Versicherungsagent beklagte, daß nur drei Prozent aller ausländischen Unternehmen ausbilden, obwohl doch zehn Prozent die Voraussetzungen dafür erfüllen würden. Seines zum Beispiel. Doch der Vorsitzende des Bundes Türkischer Unternehmer hat zum Ausbilden „leider keine Zeit“. Elke Spanner