Dreilinden umstritten

■ Verkauf der Grenzanlage brachte nur 5,5 Millionen Mark für die Landeskasse

Der Verkauf des ehemaligen Grenzkontrollpunktes Dreilinden im Südwesten Berlins habe nur 5,5 Millionen Mark in die Landeskasse gebracht, bestätigte gestern Frank Zimmermann, Sprecher der Finanzverwaltung. Erhebliche Teile des ursprünglich geplanten Erlöses von 15 Millionen Mark seien mit der Altlastenbeseitigung auf dem ölverseuchten und zubetonierten Gelände verrechnet worden.

Die finanzpolitische Sprecherin der Bündnisgrünen, Michaele Schreyer, hatte scharfe Kritik an dem letztendlich geringen Preis und an dem Verkauf von etwa 37.000 Quadrametern des insgesamt 400.000 Quadratmeter großen Geländes an die Firma THI Deutschland geübt, die auf der erworbenen Fläche ein Freizeitcenter mit Multiplex-Kino, Bars und Bowlingbahnen errichten will. Der Nutzung eines Teiles der Fläche als Freizeitpark widerspreche den ursprünglichen Plänen für einen „Hochtechnologie-Park“, wie Schreyer meint.

Auf der gesamten Fläche soll der Gewerbepark „Europarc Dreilinden“ entstehen. Das Gelände war 1993 vom Bund und dem Land an die Europarc Thyssen Dreilinden GmbH, einem Zusammenschluß von Thyssen Rheinstahl, WestLB, der Philipp Holzmann AG und einer Pariser Investorengruppe, verkauft worden. Der Verkauf sollte nicht nur die Schaffung von 6.000 Arbeitsplätzen ermöglichen, sondern auch 15 Millionen Mark in die notorisch leere Landeskasse bringen.

Das sei nicht passiert, und auch die 6.000 Arbeitsplätze sehen die Grünen nach dem Verkauf an THI gefährdet. Damit sei der „äußerst geringe Preis von durchschnittlich 38 Mark pro Quadratmeter“, der 1993 gewährt worden war, nicht mehr gerechtfertigt, so Finanzexpertin Schreyer. „Der Grundstücksverkauf in Dreilinden war für die Wirtschaftsstruktur in der Region wie für die Landeskasse Berlin ein böser Flop“, so das Resümee der Grünen.

Benita Hahm-Kraetz von der COM Beratungsgruppe, Vertreterin der Europarc GmbH, bestätigt zwar, daß man mit den Schätzungen, was die Schaffung von Arbeitsplätzen angeht, mittlerweile „weit realistischer“ geworden sei. Daß der Verkauf an THI den ursprünglichen Planungen entgegenstehe, sieht man dort aber nicht. „Das beißt sich ja nicht“, meint Dirk Kormeier von COM. An die THI seien nur 10 Prozent der Fläche verkauft worden, und derartige Einrichtungen seien im Europarc-Mix aus Büro-, Service- und Gerwerbeflächen durchaus vorgesehen gewesen.

Der Rest der Fläche soll allerdings wirklich Technologieunternehmen vorbehalten bleiben, weshalb auch bereits einige der angeblich zahlreichen Interessenten aus anderen Branchen abgelehnt worden seien.

Bisher ist etwa ein Achtel der Bauvorhaben realisiert. Mit zwölf Firmen, vorwiegend aus der Film- und Fernsehtechnik, aber auch Ingenieurbüros und Softwareentwickler, gibt es Mietverträge. Verkauft wurde bisher nur an THI, weitere Verkäufe liegen aber „im Bereich des Möglichen“, so Kormeier.

Aus anderen Gründen verärgert über den Verkauf an THI ist das Land Brandenburg. In Potsdam sieht man die kommunale Planung gefährdet, die bereits mehrere andere Freizeitzentren, unter anderem mit Multiplex-Kinos, vorsieht. Tobias Singelnstein