Drei Streifen im französischen Schnee

Adidas übernimmt den französischen Sportartikelhersteller Salomon in freundlichem Einvernehmen. Die beiden ergänzen sich prächtig: Adidas ist stark im Sommer, Salomon im Winter  ■ Von Ulrike Fokken

Berlin (taz) – Jeder großen Fusion gehen Gerüchte an den Börsen voraus. So blieb den französischen Brokern nicht verborgen, daß seit Anfang September große Anteile an dem französischen Sportartikelhersteller Salomon aufgekauft wurden. Damals verdächtigten sie bereits den deutschen Konkurrenten Adidas – eine Einschätzung, die selbstredend von beiden Unternehmen zurückgewiesen wurde, sich jedoch gestern als richtig herausstellte. Für rund 8 Milliarden Francs (2,4 Milliarden Mark) übernimmt Adidas das Unternehmen Salomon. Damit wird die später in Adidas-Salomon umgenannte Aktiengesellschaft zum zweitgrößten Sportartikelhersteller der Welt. Führend ist die US-amerikanische Nike.

Die Besitzverhältnisse bei beiden Unternehmen sind verworren und in französischer Hand. Der jetzige Adidas-Vorstandschef Dreyfus hält über die Beteiligungsgesellschaft Sogedim S.A. mit seinen vier VorstandskollegInnen 25 Prozent an Adidas. 4,1 Prozent gehören der staatlichen französischen Crédit Lyonnais, der Rest ist in Streubesitz. Diese Konstruktion war Anfang 1993 aus dem Scherbenhaufen des ehemaligen französischen Besitzers Bernard Tapie entstanden. Der ist nicht nur als „Samurai der Pleitebetriebe“ berüchtigt, sondern hat sich als sozialistischer Minister für Kungelei und Bestechung einen Namen gemacht. Letzteres brachte ihn für zwei Jahre hinter Gitter.

Die Salomon-Gruppe wird zu 38,91 Prozent von der Sport Dévéloppement gehalten. Dahinter verbergen sich Mitglieder des ehemaligen Familienbetriebs, die über die Beteiligungsgesllschaft mit 56,18 Prozent die Stimmenmehrheit haben. Ebenso wie Adidas war auch Salomon Anfang der 90er Jahre angeschlagen. Ursprünglich stellte Salomon Skibindungen und Skier samt Stiefeln her. Nachdem jedoch mehrere laue Winter das Geschäft verdorben hatten und der Umsatz mit Wintersportartikeln um 20 Prozent zurückging, mußte sich Vorstandschef Jean-François Gautier etwas Neues überlegen. Er diversifizierte zunächst in den Bergsport, sprang dann 1994 auf den Fahrradboom auf, entdeckte 1995 die Snowboard-Generation und will nächstes Jahr Roller Skates herausbringen. Sechs Prozent vom Umsatz investiert Salomon jährlich in Forschung und Entwicklung. Mit dem Sortiment will Gautier aus dem Winter in den Sommer. Allein in diesem Jahr will er die Hälfte des Umsatzes mit Sommersportartikeln erwirtschaften.

Das wird mit Adidas-Salomon kein Problem sein. Die drei Streifen des ehemals deutschen Herstellers kleben schließlich hauptsächlich auf Schuhen und Sportklamotten. Gautier bleibt Chef der eigenständig weitergeführten Salomon-Gruppe und rückt in den Vorstand des neuen Unternehmens vor. Gesundet sind beide ebenfalls. Adidas steigerte seinen Umsatz zuletzt um 36,4 Prozent auf 4,7 Milliarden Mark. Damit erwirtschaftete Dreyfus einen Gewinn von 314 Millionen Mark. Salomon schloß sein letztes Geschäftsjahr mit 1,5 Milliarden Mark ab und erwirtschaftete 71 Millionen Mark Gewinn. Dank der schönen Zahlen konnte Dreyfus auch 15 Prozent mehr für die Aktien bezahlen als den Durchschnittskurs. Das französische Kartellamt muß dem Geschäft noch zustimmen.