Querrille

Verschiedene: „Einigen wir uns auf die Zukunft“

(Indigo)

Nun ist die Diskussion über das Verhältnis von Mainstream und Subkultur wieder in Gang gekommen. Die Spex forderte unlängst eine stärkere Kommunikation innerhalb der Musikszene, um Vertriebswege abseits der etablierten Systeme aufzubauen. Die Realisierbarkeit solcher Ansätze beweisen zum Beispiel die Kleinst-Labels Kollaps und Payola, die durch Aufbau einer komplexen Mailorderstruktur weite Verbreitung ihrer Erzeugnisse erreicht haben.

In Allianz mit Kitty-Yo hat man jetzt den nächsten Schritt zu einer großen Offensive innovativer Musik vollzogen: Eine Zusammenstellung aktueller Stücke soll diesmal alle Plattenläden, die ihnen anhängenden Ohren und noch mehr Aufmerksamkeit erreichen. Der Titel „Einigen wir uns auf die Zukunft“, der einem Stück der Hamburger Kante entliehen wurde, erwächst dadurch zur übergeordneten Idee der Teamgeistbeschwörung. Weitläufige Vernetzung zwischen Hamburg, Berlin, Oberbayern und dem Rest der Welt ist das Ziel.

Sicherlich dürfte die Compilation für Einsteiger am nützlichsten sein. Sie schreitet das Labelterrain bis zu den Eckpfeilern ab. Rein elektronische Projekte wie Snowe oder Console treffen auf Surrogats radikalen Reduktionsrock, während stimmungsvolle Kammermusikmutationen (Alles wie Groß) sich neben unaufgeregt gespielte Gitarreninstrumentals (Couch, Go Plus) gesellen. Selbst ernste Popmusik mit deutschen Texten funktioniert in Nachbarschaft zu Free-Jazz-geladenen Krachmonolithen.

Und obwohl der Sampler wie die meisten Zusammenstellungen ein paar Schwachstellen besitzt, wird er für viele Menschen unentbehrlich bleiben. Soweit es gelingt, sich auf die Zukunft zu einigen. „Ohne Hauptstädte, ohne Provinz“.

Sven Opitz