■ Gelungene Fortsetzung: „Pooh's Corner II“
: Einwurf vom Eck

Nur in bedingtem Maße kann man der Jugend zum Beruf des Schreibsöldners raten.

Allmorgendlich, auf dem langen steinigen Weg in den Tag, redet der Zeilenschinder auf sich ein: Lieber frisch gewaschen als stinkend reich. Und doch knabbert der Kummer an seiner Seele, denn in allzu hohem Maße gebricht es dem Hungertuch an Kohlenhydraten und Proteinen, als daß es seinen Mann auf Dauer zu nähren vermöchte.

Eine Gratifikation aber bringt das Gewerbe mit sich: Gelüstet es einen nach Lektüre, schreibt man sich halt rasch ein paar Zeilen. Das ist schnell erledigt, spart einen Batzen Geld und einen Teil jener Zeit, die andere Leute, schlecht beraten von Feingeistern und anderen Spukgestalten, an dickleibige Folianten vergeuden, ehe sie deren Unzulänglichkeit ausgemacht haben. Wenn's denn soweit kommt. Noch immer wird hie und da „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ als kurzweilig, Literatur gar angesehen, obwohl doch dessen Urheber als Verfasser von technischen Anleitungen möglicherweise glücklicher geworden wäre. Jedenfalls war der Film echt besser.

Alle paar Jahre aber lohnt der Gang zum Papierhandel denn doch. Eine treffliche Buchstabensammlung und rundweg zu empfehlen ist beispielsweise „Pooh's Corner II. Neue Meinungen und Deinungen eines Bären von geringem Verstand“, das in einer anderen Welt „Die Rückkehr des Sohnes von Pooh's Corner“ (G. Klaut) geheißen hätte, aber auch so ganz gut klarkommt. Ein vortreffliches Buch. Man liest vor sich hin, vergißt die Welt, amüsiert sich könig-, ja kaiserlich, und eh man sich's versieht, hat man schon wieder was gelernt, was es mit Wuduh auf sich hat, was achtzig auf griechisch heißt und ach so vieles mehr. Man weiß schließlich nie, wann man dergleichen gebrauchen kann. Und daß Else Kling, Klaus Kinski, Robert Gernhardt und Marcel Reich-Ranicki zwischen zwei Buchdeckeln zusammenkommen, erlebt man ja auch nicht alle Tage. Kurzum, eine Fortsetzung, die mit dem Original („Pooh's Corner“, 1993) spielend mithalten kann, was sonst nur Steven Spielberg fertigbringt.

Wenn man dann beinahe durch ist, stößt man noch auf eine Anzahl Buchkritiken, und weiß also gleich Bescheid, wo man weiterlesen muß. Mehr kann man eigentlich nicht verlangen. Harald Keller

Harry Rowohlt: „Pooh's Corner II. Neue Meinungen und Deinungen eines Bären von geringem Verstand“. 188 Seiten, Register, Jugendschutzumschlag. Haffmans Verlag, Zürich, 32 DM