Das reicht fürs Weiterkommen – bloß für wen?

■ Nach der knappen 2:1-Niederlage von Anorthosis Famagusta beim Karlsruher SC ist das Uefa-Cup-Rückspiel für Trainer Mitosevic eine „offene Angelegenheit“

Karlsruhe (taz) – Als gehe ihn das alles nichts an, saß Michalis Pamporis auf der Bank neben dem Rasen und telefonierte. Immer wieder griff der Mann aus Famagusta zum Handy. Wenn er es weglegte, hatte er den Männern auf der grünen Spielwiese viel mitzuteilen, so wild wie er gestikulierte und fuchtelte. Also ging ihn die Sache doch was an – auch daß am anderen Handy Dusan Mitosevic, der von der Uefa auf die Tribüne verbannte Trainer der Zyprioten, saß, nährt diesen Tatverdacht.

Der Einsatz modernster Übermittlungstechnik sollte sich lohnen. 2:1 hieß es im Uefa-Cup-Hinspiel der ersten Runde zwischen dem Karlsruher SC und Zyperns Meister Anorthosis Famagusta. Daß Trainer Mitosevic anschließend bekannte, daß seine Mannschaft „das kaum Erwartete damit geschafft“ habe, war das mindeste, was er den Gastgebern an letzter Demut schuldig war.

Denn so richtig ernst hatte Famagustas Kicker niemand genommen im Badnerland, Trainer Winfried Schäfer und seine Mannschaft einmal ausgenommen. Ganze 12.000 verloren sich an diesem wunderschönen Fußballabend im Wildpark – und als früh das 1:0 durch David Regis fiel (11.) und der KSC zunächst weiter munter nach vorne spielte, hatten sie die Partie abgehakt und sangen vom morgigen Freitag, an dem „Scheiß Kaiserslautern“ zum Bundesligakick kommt.

So etwas tut man nicht, und zur Strafe drosch Charalambous die Plastikkugel per Freistoß aus gut 35 Metern in die Kiste von Claus Reitmaier (34.). Da war das Erwachen bitter, das Entsetzen groß. Es währte die ganze zweite Halbzeit lang, weil erst zwei Minuten vor dem Ende Markus Schroth doch noch für die seltsam konzeptionslos anrennenden Karlsruher traf.

„Das reicht fürs Rückspiel“, sagen jetzt alle rund um Karlsruhe. „Sehr offen“, glaubt Famagusta- Übungsleiter Mitosevic, sei die Angelegenheit. Wie überall auf der Welt regiert auch auf Zypern das Geld den Fußball – und wie in der Bundesliga hat der Meister davon am meisten. Umgerechnet 2,4 Millionen Mark gab der Verein zur neuen Saison aus, das meiste davon angelegt in die jugoslawischen Fachkräfte Tomic und Krcmarevic. Fünf zypriotische A- und zwei U-21-Nationalspieler kicken für Anorthosis. Das vereinseigene Stadion in Larnakas gilt als kleiner Hexenkessel. Dort spielt der Klub seit 23 Jahren, weil die eigene Stadt im von den Türken besetzten Nordteil der Insel liegt und von niemandem mehr bewohnt wird.

Ein paar beachtliche Ergebnisse auf internationalen Fußballbühnen haben das fußballerische Selbstbewußtsein des zypriotischen Meisters wachsen lassen. Das beweist ein Dialog zwischen KSC-Trainer Schäfer und einem Journalisten von der Insel vor dem Hinspiel. Ohne Gegentreffer und mit zwei, drei Toren Unterschied wollte er gewinnen, um eine gute Ausgangsbasis zu haben fürs Rückspiel, hatte Schäfer da gesagt. Und der Journalist fragte ganz im Ernst, wie er sich so sicher sein könne, daß das dem KSC am Ende auch reiche. Frank Ketterer

KSC: Reitmaier – Hengen – Reich (61. Ritter), Regis – Keller, Nyarko, Schepens, Häßler, Wück (46. Schroth) – Dundee, Gilewicz

Famagusta: Panayiotou – Elia – Charalambous (88. Andreou), Panayi, Foukaris – Pounas, Mihajlovic (89. Krcmorevic), Yiannaki, Kotsonis, Enkomitis – Okkas (84. Loizou)

Tore: 1:0 Regis (12.), 1:1 Charalambous (34.), 2:1 Schroth (88.) - Zuschauer: 12.000