■ Daumenkino
: Ein Vater zuviel

Männer, die sich unverhofft mit einem Kind in ihrem Bett wiederfinden, sind immer wieder ein beliebtes Filmsujet. Ist da die französische Komödie mitsamt US-Remake „Drei Männer und ein Baby“ noch gut erinnerlich, so hat sich jetzt „Ghostbusters“-Regisseur Ivan Reitman eines ähnlichen französischen Filmspaßes angenommen. Sein „Ein Vater zuviel“ ist die Wiederauflage von François Vebers „Zwei irre Spaßvögel“, einem Film mit Pierre Richard und Gerard Depardieu in den Hauptrollen.

Bei Reitman sind es die amerikanischen Großkomiker Billy Chrystal (als Jack) und Robin Williams (als Dale), die sich plötzlich und mitten im Leben mit einer Vaterschaft konfrontiert sehen. Eines Tages sucht Colette (wieder nur in einer Nebenrolle: Nastassja Kinski) ihren alten Jugendfreund Jack auf, um ihn auf die Suche nach ihrem ausgebüxten Sohn Scott (Charlie Hofheimer) zu schicken – nicht zuletzt mit der Begründung, daß er nun mal Scotts eigentlicher Vater sei. Ihrer anderen Jugendliebe Dale tischt sie dieselbe Geschichte auf. So kommt es, daß sich die Wege zweier völlig unterschiedlicher Vögel kreuzen: hier Jack, der erfolgreiche Anwalt mit Geld, Villa, Jaguar, schöner Frau etc., dort Dale, Volkshochschullehrer, erfolgloser Poet, einsam, depressiv und schwer suizidal.

Wie schon in der französischen Vorlage soll vor allem aus dieser Konstellation die Suche nach dem verlorenen (und vermeintlichen) Sohnemann ihre Komik beziehen. Das wirkt in „Ein Vater zuviel“ manchmal eine Idee zu konstruiert und bemüht – und wäre angesichts von Billy Chrystal und Robin Williams eigentlich gar nicht nötig gewesen. Die beiden kann man wohl selbst als zwei arschlangweilige Versicherungsvertreter oder Eisverkäufer präsentieren, ihren sehr unterschiedlichen Arten, komisch zu sein, kann man sich so oder so nicht entziehen.

Während Chrystal seinen Witz schön subtil hinter einer coolen und trockenen Maske hervorlugen läßt, ist Williams die Inkarnation von Komik, ob er nun Auto fährt, eine Straße überquert oder ein paar Faxen macht. Hochnotpeinlich und arg schmalzig wird Williams immer nur dann, wenn er ins dramatische und ernsthaft zu Herzen rührende Fach wechselt. Was sich anscheinend auch in „Ein Vater zuviel“ nicht vermeiden ließ: Da ist Dale einmal wirklich der arme und einsame Melancholiker ohne doppelten Boden, die gescheiterte Existenz, die durch eine Vaterschaft wieder Sinn in ihrem Leben sieht. Macht aber nichts, zumeist regiert doch der Klamauk, wenn Dale und Jack auf ihrer Suche durch Rockvenues, Spielcasinos und Hotels cruisen.

Und damit die Geschichte nicht allzuschnell zu Ende ist und weil drei Väter (auch Scotts vermeintlicher Ziehvater hat sich überflüssigerweise auf die Suche gemacht) wirklich zwei zuviel sind, muß auch der verlorene Sohn einige Haken und Ösen schlagen. Wer sich am Ende als sein leiblicher Vater herausstellt, wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten, denn diesbezüglich kommt der Witz dann wirklich raus und wird umzingelt. Gerrit Bartels

„Ein Vater zuviel“. Regie: Ivan Reitman. Drehbuch: Lowell Ganz & Babaloo Mandel. Mit Billy Chrystal, Robin Williams, Nastassja Kinski, Julia Louis- Dreyfus