Die Welt schaut auf diesen Klub

■ Seltsam feierlich begeht Bayern München die Rückkehr in die Champions League mit einem 2:0 gegen Beșiktaș Istanbul

München (taz) – Über zwei Jahre hatten sie alle auf diesen Moment warten müssen. Wahrscheinlich wirkte die Szene deshalb so feierlich. Das große Fußballemblem aus schwarzweißem Tuch vereinte sich mit dem grünen Rasen zum Gesamtkunstwerk. Vor allem, als es ein paar fleißige Helfer bis zur Erschöpfung im Takt schüttelten. Die Gäste auf der Ehrentribüne sahen noch ein wenig geschniegelter aus als im Bundesligaalltag. Das Buffet in den Katakomben bot ein paar Meter mehr kulinarische Köstlichkeiten als üblich.

Der FC Bayern ist zurück in der Champions League, der Königin im europäischen Fußball. Und Mario Basler glaubte vor der Premiere gegen Beșiktaș Istanbul: „Die ganze Welt schaut zu.“ Doch in München wollten nur 38.000 die Rückkehr live erleben.

Der Anfang ließ trotzdem einiges erhoffen. Trainer Giovanni Trapattoni hatte seine Mannschaft sehr offensiv aufs Feld geschickt. Basler, Scholl, Rizzitelli, Elber, alle waren sie dabei, weil der Coach beim Beobachten des Gegners festgestellt hatte, daß „wir nur mit Risiko gewinnen können“. Nach zwei Minuten zwirbelte Basler einen Freistoß auf den Kopf von Thomas Helmer, der leitete ihn allerdings nur an den Pfosten weiter. 60 Sekunden später war der Ball dann drin. Helmer traf erst wieder mit dem Haupt das Aluminium, drosch den Nachschuß aber gleich höchstselbst zur Führung ins Netz.

Danach setzten sich die Bayern erst einmal zur Ruhe, wie so oft. Aufregend wurde es nur nach einer Viertelstunde noch einmal, als Beșiktaș' Torwart aus seinem Kasten lief und der Rückpaß seines Mitspielers Alpay Özalan aufs leere Tor trudelte. Der Übeltäter legte einen Zwischenspurt ein und kratzte das Leder von der Linie.

Ansonsten ist nicht viel passiert. Die Gäste aus der Türkei kombinierten gefällig im Mittelfeld, aber zwanzig Meter vor dem Tor gingen ihnen die Ideen aus. Am auffälligsten bewegte sich Daniel Amokachi. Der Nigerianer sei sehr gut, befand Basler, habe aber wahnsinnig oft aufs Tor geschossen. Dreimal insgesamt und jedesmal so weit daneben, „daß der Ball fast noch ins Seitenaus gegangen wäre“, meinte Basler. Damit hatte er recht. Dabei verfügt Beșiktaș mit Amokachi, Zlatko Jankow und Jordan Letschkov durchaus über eine sehenswerte Offensiv-Abteilung. Letzterer mußte allerdings bis zur 72. Minute von der Bank aus zuschauen. Außerdem „war meine Mannschaft sehr aufgeregt, daß sie hier mitspielen darf“, sagte Beșiktaș-Trainer John Toshack.

Auch nach der Pause wurde die Partie nicht unbedingt ein Leckerbissen. Beide Teams bröselten so vor sich hin, bis Basler einen seiner hellen Momente hatte und ein Zuspiel von Scholl links unten im Tor versenkte. 2:0 gewonnen, das ist alles, was zählt. Und doch gar nicht so schlecht, „schließlich ist Beșiktaș keine Dorfmannschaft“, sagte Lothar Matthäus. Der Feierabendautor hatte ein gutes Spiel gemacht, wollte seine Leistung aber nicht hervorheben, weil „ich das noch nie gemacht habe“. Aber angenehm sei es schon, wenn sein Name durchs Stadion halle.

Der Rest des Abends verlief so kurios wie meistens. Unten aus der Kabine trat Thorsten Fink gutgelaunt vor die Mikrofone, aber keiner wollte etwas von ihm wissen. Oben im Presseraum übersetzte derweil ein mutiger türkischer Dolmetscher für die Kollegen aus Istanbul Trapattonis gebrochenes Deutsch ins Englische. Fazit des Übersetzers: „Beide Trainer sind mit ihrer Mannschaft zufrieden und loben den Gegner.“

Selbst Uli Hoeneß zeigte sich an diesem lauen Herbstabend äußerst friedfertig. Das Ergebnis sei doch prima. „Wir müssen international zu Hause gewinnen. Und das haben wir.“ Das sollten sie auch in Zukunft, wenn sie ihr Ziel erreichen wollen. Ganz nach oben will Trapattoni seine Mannen führen, dahin, wo er selbst noch nicht war. Fast alle anderen europäischen Pokale hat er schon gewonnen, die Champions League fehlt ihm noch in seiner Sammlung. Einen Schritt dorthin haben die Bayern gegen Beșiktaș gemacht, wenn auch nur einen ganz kleinen. „Wir sind zufrieden“, sagte Hoeneß, „zufrieden, aber nicht überschwenglich.“ Nina Klöckner

Beșiktaș Istanbul: Fevzi – Rahim – Alpay, Recep – Erkan, Yankow, Mehmet (72. Letchkov), Tayfur, Serdar (78. Emre) – Oktay, Amokachi (80. Mustafa)

Zuschauer: 38.000

Tore: 1:0 Helmer (3.), 2:0 Basler (70.)

FC Bayern München: Kahn – Matthäus – Babbel, Helmer – Basler (88. Lizarazu), Hamann, Scholl, Strunz, Tarnat – Rizzitelli (52. Fink), Elber (82. Jancker)