Militante Anti-Castro-Connection in El Salvador

■ Hinter den Bombenanschlägen auf Hotels in Kuba scheint ein alter Schweinebucht-Veteran mit langer Contra-Erfahrung in Mittelamerika zu stecken

San Salvador (taz) – Es hatte etwas von einem Schauprozeß, als das kubanische Fernsehen diese Woche in einer Sondersendung den Mann präsentierte, der im Juli und September sechs Bomben in fünf Hotels und einer Touristenkneipe gelegt haben soll: der 26jährigen Salvadorianer Raúl Ernesto Cruz León, der vorher sein karges Auskommen mit gelegentlichen Jobs als Leibwächter für Schlagerstars verdiente. 4.500 US-Dollar habe er für jede Bombe bekommen, sagt der Verhaftete.

Als intellektueller Kopf hinter der Attentatserie auf kubanische Hotels drängt sich der anticastristische Dunkelmann Luis Posada Carriles auf. Der hatte bereits Ende vergangenen Jahres in einem rechten Fernsehsender in Miami eine Serie von Attentaten auf touristische Ziele in Kuba angekündigt, um Castros wichtigste Devisenquelle zu verstopfen.

Wenn Luis Posada Carriles so etwas ankündigt, dann tut man gut daran, das ernst zu nehmen – der Mann hat Vergangenheit. Bereits 1961 hatte der Kubaner an der gescheiterten Schweinebucht-Invasion teilgenommen. Später tauchte er als Mitarbeiter des Geheimdienstes der venezolanischen Armee auf. Als solcher soll er 1976 für ein Attentat auf eine kubanische Verkehrsmaschine mitverantwortlich gewesen sein: Am 6.10. 1976 starben 73 Menschen, als ein Flugzeug der „Cubana“ auf dem Weg von Caracas nach Barbados explodierte. Posada Carriles wurde verhaftet. 1985 floh er auf bis heute ungeklärtem Weg aus dem Gefängnis. Kurze Zeit später tauchte er zum ersten Mal in El Salvador auf, wo er den Waffen- und Lebensmittelnachschub für die Contras organisierte, die von Honduras aus gegen das sandinistische Nicaragua operierten. Mitte der neunziger Jahre machen Menschenrechtsorganisationen Posada Carriles für eine Serie von Bombenanschlägen gegen den honduranischen Präsidenten Carlos Roberto Reina verantwortlich, weil dieser die Militärs in ihrer Macht beschneiden wollte. Von dort soll sich Posada Carriles nach El Salvador abgesetzt haben – und hier schließt sich der Kreis zum mutmaßlichen Bombenleger Raúl Ernesto Cruz León.

Dessen Schwester Yanira Cruz León sagt, den Namen Posada Carriles habe sie nie gehört. Nach den Attentaten vom September aber habe sich ein kubanischer Touristenführer mit dem Namen Ramon Medina bei der Familie gemeldet – und genau diesen Namen hatte Posada Carriles bei früheren Gelegenheiten als Pseudonym verwendet.

Es spricht einiges dafür, daß mit Cruz León tatsächlich der Täter verhaftet wurde. Seine Familienangehörigen versichern zwar, er sei Ende August zum ersten Mal nach Kuba gereist, „um Urlaub zu machen“, und komme deshalb für die beiden Anschläge vom 12. Juli nicht in Frage. Nach den Unterlagen der salvadorianischen Einwanderungsbehörde aber ist er am 9. Juli in Richtung Costa Rica ausgereist, mit der üblichen Flugverbindung von El Salvador nach Havanna. Nach Auskunft der kubanischen Behörden soll er dort am 9. Juli ein- und am 14. Juli wieder ausgereist sein. Toni Keppeler